
Nach Unfalltod eines Radfahrers lebt die Diskussion um die Raserstrecke wieder auf.
Die Bilanz ist mehr als ernüchternd: Nach 45 Tagen im Jahr 2020 sind bereits zwei Fußgänger und fünf Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Zuletzt kam es auf der ohnehin als Raserstrecke bekannten Kantstraße zu einem tödlichen Unfall, als ein 31-Jähriger mit hoher Geschwindigkeit erst ins Schlingern geraten ist und dann einen 64-jährigen Radfahrer, der in gleicher Richtung unterwegs war, erfasst hat.
Regelmäßige Mahnwache
Anwohner und die Initiative „Wegeheld“ rufen nun jeden Montag zu einer Mahnwache auf. Immer um 8.30 Uhr sollen sich Radfahrer vor dem Schwarzen Café versammeln und für den lange diskutierten Umbau der Kantstraße demonstrieren. „Wer keine sichere Rad-infrastruktur in Berlin baut, trägt die Mitverantwortung für die Getöteten. Frau Regine Günther.Wir erwarten jetzt Ihre Anwesenheit bei der Mahnwache. Wir erwarten Antworten“, sagt Kerstin Leutloff von der Initiative Changing Cities in Richtung Verkehrssenatorin.
„Raser und Lkw bedrohen das Leben der Radfahrer und Fußgänger. Politik, Verwaltung und Polizei schauen tatenlos zu. Warum werden die Maßnahmen, die das Mobilitätsgesetz vorschreibt, nicht umgesetzt? Wer verhindert, dass das Leben der Berliner sicherer wird?“, ergänzt Pressesprecherin Ragnhild Sørensen. Der fahrradfreundliche Umbau der Kantstraße ist seit Jahren im Gespräch. Nur über die Art der Umgestaltung sind sich die Fraktionen im Bezirksparlament noch uneins. Neben geschützten Radspuren sind auch flächendeckendes Tempo 30 und eine optimierte Ampelschaltung im Gespräch.
Geschützte Radspur
Die FDP-Fraktion setzt sich in einem Antrag für einen schnellen Umbau ein, sieht eine bloße Reduktion der Geschwindigkeit aber kritisch. Sie führe nur „zu einer erhöhten Nutzung von Umgebungsstraßen, da die Kantstraße ihre Attraktivität als Hauptstraße“ verlieren würde. Denkbar wäre eine überbreite Busspur mit ausreichend Platz für Busse und Radler. Der Linken-Fraktion geht das nicht weit genug.
Sie fordert einen geschützten Radweg, um die Sicherheit der Radler zu gewährleisten. „Dieser Radstreifen sollte durch geeignete bauliche Maßnahmen von der übrigen Fahrbahntrasse abgetrennt sein“, heißt es darin. „Wo, wenn nicht hier sollten wir im Bezirk endlich mal damit starten?“, fragt Fraktions-Vize Niklas Schenker. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) reagierte mit einem spontan anberaumten „Runden Tisch Verkehrssicherheit“ in dieser Woche, um „kurzfristig wirkende Maßnahmen zu erörtern“.
Datum: 13. Februar 2020, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago images/Christian Mang