Was 2020 im Mauerpark passiert: Zwischen Musikmuschel und Stauraumkanal
Wer schon einmal in Heringsdorf auf Usedom war und sich zwischen Seebrücke und Spielbank eventuell sogar ein Konzert angehört hat, wird begeistert gewesen sein: Die sogenannte Konzertmuschel sorgt für Spitzenklang und das Gefühl, in einem Opernhaus mit angeschlossenem Meeresrauschen zu sitzen. Nun, Meeresrauschen wird es im Mauerpark künftig auch nicht geben, dafür aber sollen noch in diesem Jahr mobile Schallschutzmuscheln zum Einsatz kommen.
Dauerhafte Lösung
Bezahlt vom Bezirksamt und getestet vom Verein „Freunde des Mauerparks“. Dabei ist der Effekt, dass die Musik unter anderem bei den wochenendlichen Karaoke-Konzerten besser klingen wird, eher zweitrangig. Durch die Anordnung der „Acoustic Shells“ an vier Standorten zu beiden Seiten des Amphitheaters mit Ausrichtung zum Publikum sollen vor allem die Anwohner des anliegenden Wohngebietes auf der Westseite des Parks vor ungebetenem Lärm geschützt werden. Sollte ein möglicher Testlauf erfolgreich verlaufen, wollen die Freunde des Mauerparks eine dauerhafte Lösung im Rahmen der Sanierung des Altpark-Bestandes unterstützen. Die geplante Muschel soll so groß sein, dass eine ganze Band darin locker musizieren könnte.
Historische Sperre
Im Frühjahr soll auch der neu gestaltete Zugangsbereich zum Mauerpark in der Bernauer Straße offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Die Treppenstufen, die den Höhenunterschied zwischen Straße und Park ausgleichen, rücken allerdings acht Meter zurück. Sie machen Platz für einen neuen Geschichtsort, der an die Zeit der Berliner Mauer erinnern wird.
Dazu gehören eine historische Panzersperre, die einst die Durchfahrt in Richtung Westen verhinderte, und die Sichtbarmachung des Eingangs eines Fluchttunnels. Den hatten die Berliner Wasserbetriebe bei den Arbeiten zum neuen Stauraumkanal, der sich zwischen Bernauer und Gleimstraße erstreckt, entdeckt (das Berliner Abendblatt berichtete).
Einspülung verhindern
Apropos: Die Fertigstellung des 654 Meter langen Stauraumkanals verzögert sich voraussichtlich bis Ende März. Im Bereich des sogenannten Entleerungspumpwerkes an der Gleimstraße habe man, so Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben, Probleme mit dem Schichtenwasser. Der Unternehmenssprecher äußerte sich zuversichtlich darüber, dass die 20 Millionen Euro teure Maßnahme pünktlich zum Frühsommer ihre Arbeit aufnehmen und die Regenmassen bei eventuell hereinbrechenden Gewittern auffangen sowie die Einspülung des Schmutzwasser zum Beispiel in die Panke verhindern kann.
Unangenehmer Nebeneffekt der sich verzögernden Bauarbeiten ist die Sperrung des Gleimtunnels voraussichtlich ebenfalls bis Ende März. Wobei die Berliner Wasserbetriebe betonen, dass aus ihrer Sicht eine Fahrbahn durchaus befahrbar wäre. Doch da scheint die Berliner Verkehrslenkung anderer Meinung zu sein: Nach Rücksprache mit der Polizei, dem Bezirk und nach Anwohnerprotesten wurde die Vollsperrung angeordnet. Grund: Immer wieder hatten sich Geisterfahrer aus Richtung Gesundbrunnen über die Einbahnstraßenregelung hinweg gesetzt.
Datum: 9. Januar 2020 Text: Manfred Wolf Bild: imago images/Schöning