Zugeparkte Kiezstraßen stellen die Feuerwehr vor große Probleme.

Rund 460.000 Mal rückte die Berliner Feuerwehr im vergangenen Jahr mit ihren Fahrzeugen aus, um Brände zu löschen und Rettungsdienste oder Notfalltransporte zu leisten. Insgesamt waren es im Jahr 2018 rund fünfzig Prozent mehr Einsätze als noch zehn Jahre zuvor. Durchschnittlich verstreichen zwischen Notruf und Eintreffen der Helfer an den Einsatzorten rund zehn Minuten – kurze Reaktionszeiten, die die Hilfe enorm erleichtern. Auch für Köpenicker Feuerwehrleute ist Geschwindigkeit die Grundvoraussetzung für optimale Hilfe. Die Bedingungen dafür haben sich in den vergangenen Jahren jedoch enorm verschlechtert: Viel mehr Menschen im Bezirk brauchen mehr Hilfe und die Wege zu den Einsatzorten sind durch noch mehr Autoverkehr komplizierter und zeitaufwendiger geworden.

Enge Altbauviertel.

„Oft genug sind die Verkehrssituationen viel zu eng und überfüllt, als das schnell Platz für Rettungsgassen geschaffen werden kann“, erläutert Brandinspektor Lutz von Mezynski von der Freiwilligen Feuerwehr Cöpenick. Für noch mehr Probleme sorgen oft dann noch eng geparkte Autos vor den jeweiligen Einsatzorten. „Diese Situationen verdeutlichen ganz klar: Falschparken kann lebensbedrohlich sein“, erläuterte Stadtrat Rainer Hölmer (SPD) bei einer Sonderaktion des Ordnungsamtes Anfang November.

Die Feuerwehr demonstrierte an diesem Abend wie die Anfahrt mit Rettungswagen, Löschfahrzeugen oder Leiterwagen durch beidseitig zugeparkte Straßen erschwert wird und sogar scheitern kann. „Bis hierhin und nicht weiter“, lautet das Fazit von Lutz von Mezynsk an einer Kreuzung in in Alt-Köpenick an diesem Abend. Hier in der Dorotheenstraße darf an beiden Seiten der engen Straße geparkt werden.

 

Genügend Platz für Durchfahrten

Einzige Voraussetzung: Die Straße muss in einer Breite von midenstens 3,05 Metern passierbar bleiben. „Gerade in den dichten Altbaugebieten unseres Bezirks ist die Zahl der Stellflächen begrenzt. Hier ist immer wieder alles dicht zugeparkt“, berichtet Ordnungsamtsleiterin Eva Pankow an diesem Abend. Im Märchenviertel, im Ortsteil Wendenschloss und in einigen Straßenzügen in Baumschulenweg käme es besonders häufig vor, dass den Rettungswagen die Weiterfahrt durch parkende Autos versperrt bleibe. „Oft bleiben wir mit Leiterwagen, Löschfahrzeug und Notfallretter weit vor der eigentlichen Einsatzstelle stecken, weil nur noch Durchfahrten in einer Breite von 2,80 Meter möglich sind“, sagt von Brandinspektor von Mezynski.

Mühsame Annäherungen.

Die Räumung der im Wege stehenden Fahrzeuge sei dann viel zu aufwendig. „Wir räumen dann oft unsere Geräte an den Einsatzort per Hand heran“, so von Mezynski. „Das ist aber nicht immer möglich. Wenn es schneller gehen muss, sind unsere Leute auch berechtigt, im Wege stehende Fahrzeuge selbst zu räumen“, sagt Feuerwehr-Sprecher Dominik Pretz. Das könne durchaus Schäden an den Autos zur Folge haben. „Bei unseren Einsätzen zählt jede einzelne Sekunde, damit Menschenleben gerettet werden kann“, sagt Pretz. Räumungen könne dadurch sogar ordnungsgemäß abgestellte Fahrzeuge betreffen. Bei verkehrswidrig abgestellten Fahrzeugen kämen Versicherungen hingegen nicht für durch Räumungen entstandene Schäden auf. „Im Extremfall kann Falschparken sogar als fahrlässige Körperverletzung interpretiert werden. „Sogar Haftstrafen wegen Versperrung von Feuerwehrwegen sind dann möglich“, so Pretz.

Datum: 20. November 2019, Text und Bilder: Stefan Bartylla