Der Senat will Berlin bis 2023 wesentlich leiser machen.
In Berlin gibt es viele Lärmquellen, die Anwohnern den Schlaf und Nerven rauben. In Pankow, Wedding und im Norden Charlottenburgs ist es der Fluglärm vom Flughafen Tegel, an der Ringbahn der Schienenlärm und im Friedrichshainer Szenekiez an der Simon-Dach-Straße der Partylärm, der Anwohner nervt. Allein an den Berliner Hauptverkehrsstraßen sind rund 340.000 von ihnen nachts von Lärmpegeln oberhalb der gesundheitsrelevanten Schwelle von 55 dB(A) betroffen. Im Rahmen des Lärmaktionsplans werden derzeit wieder Lärmorte in der gesamten Stadt gesammelt. Bis zum 16. August wird der Entwurf des Lärmaktionsplans 2018-2023 öffentlich ausgelegt. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung können Bürger sowie Verbände bis zum 30. August aber auch noch schriftliche Stellungnahmen einreichen.
Umfassendes Programm
Wie mit der Weinmeisterstraße und den vielen anderen Berliner Lärmorten verfahren wird, darüber gibt der Entwurf des Lärmaktionsplans Antworten. Mit ihm würde ein „umfassendes Arbeitsprogramm zur Lärmminderung“ vorgelegt, erklärt Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos für Die Grünen). Dessen Realisierung werde zum Gesundheitsschutz der Berliner und zur Attraktivität der Stadt beitragen. Der Entwurf liegt noch bis 16. August öffentlich aus (siehe Infokasten), schriftliche Stellungnahmen können bis 30. August schriftlich eingereicht werden.
Der Verkehr ist stadtweit der größte Lärmverursacher. Allein an den Berliner Hauptverkehrsstraßen sind circa 340.000 Anwohner nachts von Lärmpegeln oberhalb der gesundheitsrelevanten Schwelle von 55 dB(A) betroffen. Auch der Eisenbahnverkehr, Straßenbahn und U-Bahn (soweit sie oberirdisch verläuft) und der Flugverkehr tragen erheblich zur Lärmbelastung bei. Die Umweltverwaltung ermittelte, dass 144.600 Wohnungen, 56 Schulen und 18 Krankenhäuser auf Arealen mit 65 Dezibel und mehr liegen. Jeder zehnte Berliner sei Straßenlärm ausgesetzt, der das Risiko für Bluthochdruck und Gefäßverengungen erhöht.
Mehr Tempo-30-Zonen
Geplant wird die Fortführung von Maßnahmen, die sich bislang schon als lärmmindernd erwiesen haben. So wird in hoch lärmbelasteten Straßen bei anstehenden Sanierungen der Einbau lärmoptimierter Asphalte geprüft und soweit möglich realisiert. Um insbesondere den Nachtzeitraum zu entlasten, werden die Möglichkeiten für die Anordnungen von weiteren Geschwindigkeitsreduzierungen auf Hauptverkehrsstraßen (in der Regel Tempo 30) geprüft. Erste Ergebnisse dieses neuen Tempo 30-Nachtkonzeptes sollen im nächsten Jahr vorgestellt werden. Das Schallschutzfensterprogramm für sehr laute Straßen wird fortgeführt.
Ruheorte einrichten
Erstmals sind im Lärmaktionsplan Kriterien für städtische Ruhe- und Erholungsorte entwickelt worden. Ziel ist, diese Orte zu stärken. Als kleinteilige Rückzugsgelegenheiten tragen sie wesentlich zum Wohlempfinden in einer dichter werdenden Stadt bei. Dies ist insbesondere für viele innerstädtische Bereiche von Bedeutung, in denen oft nur eine ungenügende Versorgung mit Grünflächen besteht. Für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung sind sie wichtig, deshalb sollen städtische Ruhe- und Erholungsorte sollen daher stärker in den Fokus der Stadtplanung rücken.
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Die Unterlagen können bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin, montags bis samstags, 10 bis 18 Uhr, eingesehen werden. Am 15. und 16. August liegt der Entwurf in der Brückenstraße 6, 10179 Berlin, Raum 7.013, von 9 bis 17 Uhr aus.
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Datum: 3. August 2019, Text: Manfred Wolf, Bildcollage: Getty Images Plus/ iStock/ AaronAmat/ SAKhanPhotography/ Teka77/ ChrisGorgio/ mipan