Einschulungsuntersuchung des Schuljahrs 2017 offenbart gravierende Unterschiede zwischen den Stadtteilen.
Eigentlich schneidet Charlottenburg-Wilmersdorf in der nun von Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) veröffentlichten Einschulungsuntersuchung 2017 nicht schlecht ab. Die Zahlen eines Stadtteils geben im berlinweiten Vergleich allerdings Anlass zur Sorge. In fast allen untersuchten Bereichen schneiden die Kinder aus Charlottenburg-Nord schlechter ab als die in den benachbarten Stadtteilen. Defizite haben die Erstklässler unter anderem in der Visuomotorik. Die umfasst die Koordination von Hand und Augen, also die Fähigkeit, Dinge akkurat auszuschneiden oder einfache Strichzeichnungen nach Vorlage anzufertigen. 22,4 Prozent der Kinder schnitten hier schlecht ab. Im Verleich: in Schmargendorf waren es gerade einmal 11,5 Prozent. Der Anteil an Kindern mit Sprachdefiziten ist mit 35,3 Prozent in Charlottenburg-Nord noch vergleichsweise schlecht. Ähnlich sieht es in Wilmersdorf aus. In Westend sind es 21 Prozent, die in diesem Bereich Defizite aufweisen. Auffällig ist auch die hohe Zahl der Kinder, die mit einem alleinerziehenden Elternteil leben sowie die derjenigen Kinder, die ein eigenes elektronisches Gerät besitzen. Das sind in Charlottenburg-Nord immerhin 37 Prozent, in den anderen bezirklichen Stadtteilen sind es 15 bis 18 Prozent.
Entscheidender Faktor bei der Leistungsfähigkeit der Schüler, ihrem Gewicht und Gesundheitszustand ist laut Dilek Kolat nach wie vor ihre soziale Herkunft. Auch die Zeit in der Kita vor der Einschulung kann sich positiv auf die Fähigkeiten der Kinder auswirken. Dennoch: „Der Einfluss des Kita-Besuchs ist schwächer als der der sozialen Lage der Familie“, kommentiert die SPD-Politikerin die Ergebnisse. Vor allem die Dauer des Kita-Besuchs sei wichtig, um die Kinder vorzubereiten. Die zeigen auch bei Kindern aus allen anderen Bezirken schwerwiegende Defizite auf.
Charlottenburg-Wilmersdorf schneidet dabei noch vergleichsweise gut ab. Insgesamt wurden 2017 31.479 Kinder eingeschult, davon 2.329 im Bezirk. Davon gehören laut Einschulungsuntersuchung 62 Prozent der oberen Sozialschicht an (nur in Pankow und Steglitz-Zehlendorf ist die Zahl höher), 25 Prozent der mittleren Schicht und 12,6 Prozent der unterer Schicht. 37 Prozent der damaligen Erstklässler haben einen Migrationshintergrund. Die meisten von ihnen kommen aus Osteuropa.
Datum: 19. Februar 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: Thinkstock/iStock/gpointstudio