Elf große Brücken in Treptow-Köpenick stehen auf der aktuellen Baustellenliste des Senats
Mit Spree, Dahme, Wuhle und zahlreichen Seen, Buchten und Kanälen ist Berlin eine der wasserreichsten Großstädte der Welt. Nirgendwo in der Hauptstadt weiß man das besser als in Treptow und in Köpenick. Die Altstadt Köpenick selbst ist eine Insel und als Pendler in die City gehören Brückenquerungen ganz selbstverständlich dazu.
Autoschlangen wachsen. Die Nachrichten um die Brückensperrungen der vergangenen Wochen treffen damit niemanden härter als die Treptow-Köpenicker Bürger. Elf große Brücken im Bezirk sind derzeit für den Verkehr nur eingeschränkt nutzbar oder sogar gesperrt. Mit der Langen Brücke, der Salvador-Allende-Brücke, der Nördlichen Rialtoringbrücke, der Neuen Fahlenbergbrücke, der Köpenicker-Allee-Brücke und der Elsenbrücke hat der Bezirk gleich sieben Flussüberquerungen im Großbaustellenplan, die in den kommenden Jahren neu gebaut werden müssen.
Bis zur Fertigstellung und dem Beginn der Maßnahmen sind schon jetzt zahlreiche Einschränkungen ausgewiesen: Kriechgeschwindigkeiten von nur zehn Stundenkilometern und Gewichtsbegrenzungen runter bis zu 3,5 Tonnen lassen überall im Bezirk die Autoschlangen wachsen. Dass die Suche nach Alternativen und Schleichwegen angesichts der zahlreichen Baustellen inzwischen sehr kompliziert ausfällt, mussten jetzt sogar die Profi-Planer der BVG feststellen, die angesichts der Sperrung der Salvador-Allende Brücke vor wenigen Tagen selbst in leichte Varianten-Not gerieten.
Die Umleitungen auf der Strecke über die Allende-Brücke, die täglich von 28.000 Autos und Bussen genutzt wird, hatte die Region mit der Verbindung zwischen Köpenick und Hellersdorf an den Rand eines Verkehrsinfarktes gebracht. Mindestens zehn Monate muss das Provisorium nun mit großräumigen Umfahrungen durch die Altstadt hingenommen werden. Besonders betroffen ist jetzt der Bereich rund um die Altstadt in Richtung Lindenstraße. Auch die Umfahrung über die Lange Brücke, auf der der Verkehr Richtung Westen derzeit wegen Sanierungsarbeiten ohnehin nur in Geschwindigkeiten bis zehn Stundenkilometern fließen darf, wird das Chaos in den kommenden Monaten weiter verstärken.
Ein generelles Problem
Dass die Probleme beim Sanierungsstau der Brücken für die Treptow-Köpenicker ganz und gar nicht an Bezirksgrenzen enden, machte die Nachrichtenlage zur Oberbaumbrücke in der vergangenen Woche deutlich. Autofahrer, die für gewöhnlich die Spreequerung auf dieser Höhe nutzen, sollten sich diese Entscheidung noch einmal überlegen. Die Abdichtung der Oberbaumbrücke muss erneuert werden. Die Brücke kann monatelang nur mit halber Kapazität betrieben werden. Damit fällt diese Spreequerung als Alternative zur ohnehin teilweise gesperrten Elsenbrücke auch aus, für deren Fertigstellung das Jahr 2028 als Zielsetzung gilt.
Schlechte Gesamtsituation
Nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung aus dem Jahr 2017 befinden sich nur 230 der rund 830 Brücken, die vom Land unterhalten werden, in einem sehr guten oder guten Zustand. Von 553 Brücken wird der Zustand als befriedigend oder ausreichend eingestuft. 42 Brücken sind laut dieser Zählung in keinem ausreichenden Zustand. Es sei kein Zufall, dass man sich nach und nach mit vielen Brücken in Berlin befassen müsse, sagte Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrssenatorin im Interview mit der „Berliner Zeitung“. Der Verkehr und die Belastungen für diese Bauwerke hätten enorm zugenommen. Und: „Viele dieser Bauwerke kommen in die Jahre“, lautet sein Fazit. Darüber werden Berliner Berufspendler sich wohl noch jahrelang ärgern müssen.
Datum: 11. Februar 2019, Text und Fotos: Stefan Bartylla