Der Umbau der Anlage und ein neues Stadtteilzentrum im Kiez sollen im kommenden Jahr in Angriff genommen werden.
Seit vielen Jahren gilt der Mehringplatz als einer der größten Schandflecken der Stadt. Anwohner drängen darauf, dass im Kiez endlich etwas passiert, ein Umschwung stattfindet. Ingrid Biermann (57) lebt seit fast 20 Jahren in der Südlichen Friedrichstadt. Zum Mehringplatz zieht es sie überhaupt nicht mehr. „Die Friedrichstraße mit ihren pompösen Geschäften und der üppigen Beleuchtung wird, angekommen am Mehringplatz, zum Ort des Grauens.“ Kein Licht, keine Atmosphäre, dafür Obdachlose und Süchtige. Manchmal geht es unter denen heiß her.
Neue Grünfläche
Eine Neugestaltung der Platzanlage und ein Stadtteilzentrum – diese beiden Projekte hat das Bezirksamt für den Mehringplatz auf dem Zettel. Bereits im Jahr 2015 wurde für die Umgestaltung ein landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb durchgeführt. Der Platz mit seinen zwei Gebäuderingen steht seit 2014 unter Denkmalschutz. 5,9 Millionen stehen – nach einer Aufstockung der Mittel seitens des Senats – für die Neugestaltung zur Verfügung. Der Baubeginn sollte noch in diesem Jahr sein, teilte Baustadtrat Florian Schmidt im September mit. Auf Nachfrage des Berliner Abendblattes korrigiert er seine Aussage: „Die Baumaßnahmen beginnen 2019, sobald das Wetter es zulässt.“ Der Innenbereich des Platzes soll eine begrünte Fläche werden. Die Verkehrsflächen des Platzes und der südlichen Friedrichstraße bis zur Franz-Klühs-Straße werden grundhaft erneuert und umgestaltet. Zudem sollen die Beleuchtung und das Stadtmobiliar neu werden, so Schmidt. Seitens der Verwaltung wird betont, dass die Neugestaltung des Platzes „ein Projekt mit höchster Priorität im Rahmen der Sanierung der südlichen Friedrichstadt“ darstelle. Dennoch ist jahrelang kaum etwas passiert.
Soziales Miteinander
Neben den Bauplänen läuft aktuell auch ein Interessenbekundungsverfahren für ein Stadtteilzentrum im Kiez. Einige Institutionen haben sich schon dafür beworben, teilt Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler mit. Entstehen soll das Zentrum im sogenannten „IntiHaus“ an der Friedrichstraße 1. Das Gebäude gehört dem Bezirk. Im Moment befindet sich der Verein „Kreuzberger Musikalische Aktion“ (KMA) in den Räumen, die ehemals einer Kita angehörten. Ob die KMA bleiben kann und wie sie in das neue Stadtteilzentrum eingebunden werden kann, sei ergebnisoffen, sagt Mildner-Spindler. Am Interessenbekundungsverfahren nehme der Verein als Bewerber teil. „Die Südliche Friedrichstadt ist einer der Kieze, in denen die sozialen Daten nicht die besten sind“, sagt der Stadtrat, und weiter: „Mit dem Zentrum wollen wir einen Ort schaffen, wo eine Gemeinschaft unter den unterschiedlichen Bewohnern entsteht.“ Familien sollen die besten Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, während die Älteren sich weiterhin zuhause in ihrem Kiez fühlen.
Was ist der nächste Schritt? „Wir gehen etappenweise vor“, sagt Mildner-Spindler. Die finanziellen Mittel stehen zur Verfügung, das Interessenbekundungsverfahren läuft. Anfang des Jahres soll eine Diskussionsrunde zwischen Bezirksamt und Quartiersmanagament am Mehringplatz stattfinden. Dort soll das Thema Stadtteilzentrum fokussiert werden. Mildner-Spindler hofft, dass die Schwierigkeiten in der Umsetzung des Projekts sich in Grenzen halten. „Ich will nicht, dass das so eine Geschichte wird wie die des Hauptstadtflughafens BER“, sagt er. Auf seine Initiative sei nach den Bezirkswahlen im Jahr 2016 innerhalb der grün-rot-roten-Zählgemeinschaft als einer der Schwerpunkte festgehalten worden, bis zum Jahr 2021 ein Stadtteilzentrum am Mehringplatz sowie in Friedrichshain West zu errichten. „Das will ich einhalten“, sagt er abschließend.
Datum: 17.12.2018, Autor: Sara Klinke, Bilder: Stefan Bartylla