Das von Erich John entworfene Denkmal wird jetzt vermarktet.
Fotomotiv, Treffpunkt, Berlin-Symbol – seit fast 50 Jahren ist die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz fester Bestandteil der Stadtlandschaft. Im Gegensatz zu allen anderen Berlin-Monumenten aber – vom Brandenburger Tor bis hin zum Fernsehturm – entdecken Berlin-Touristen die von Designer Erich John entworfene Uhr bislang in keinem Souvenirladen. Das wird sich nun ändern: in einer Pressekonferenz wurde das Start-up „Weltuhrzeit“ vorgestellt, dem John die exklusiven Vermarktungsrechte seiner Uhr übertragen hat.
Die letzten 50 Jahre lagen die Rechte bei dem Designer selbst, genutzt hat er sie nie. Ab sofort können Berliner und Berlin-Besucher das Denkmal als Schlüsselanhänger, auf Tassen, Kleidung oder Taschen erwerben und mit nach Hause nehmen. Verantwortlich für die neue, 30 Artikel umfassende Kollektion ist Carsten Kollmeier, der bereits das private Dalí-Museum am Potsdamer Platz leitet. Bei den Souvenirs soll es sich laut Kollmeier um „hochwertige, aber nicht hochpreisige“ Mitbringsel handeln. Er werde dafür Sorge tragen, „dass diese legendäre Design-Ikone vor jeglichem Missbrauch geschützt wird“. Zehn Prozent der Erlöse sollen außerdem in die Erhaltung des Denkmals mit seinem endlos rotierenden Stundenring fließen.
Runder Geburtstag
Das letzte Mal vermarktet wurde die Urania-Weltzeituhr in der DDR – damals als Briefmarken-Motiv. Passenderweise soll es zum runden Geburtstag der Weltzeituhr auch einige Veranstaltungen im kommenden Jahr geben. Die Planungen übernimmt eine Gruppe junger Studenten, die unter anderem ein 24-Stunden-Konzert am 30. September 2019 organisieren wollen. Ob es wirklich dazu kommt, ist aber noch ungewiss – und vom Erfolg der Kollektion abhängig. Zumindest Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) würde sich aber freuen, wenn es rund um die Weltzeituhr kulturelle Veranstaltungen geben wird. „Der Bezirk möchte hier aber vermehrt mitentscheiden“. Dies sei bei vielen Events auf dem Alexanderplatz derzeit nicht der Fall. Auch für John und Kollmeier ist es wichtig, den Platz wieder in ein positiveres Licht zu rücken. „Die Weltzeituhr war schon immer ein Symbol für Weltoffenheit“, so von Dassel. Er hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Ein Freiheits-Symbol
Auch ihr Schöpfer, Erich John, hob die Symbolhaftigkeit seines Denkmals hervor. Er hatte vor mehr als 50 Jahren nicht damit gerechnet, dass sein Entwurf gewinnen könnte. Für ihn war die Uhr schon immer ein Monument, das die Grenzen überschreitet. Nun sei es Zeit gewesen, die Markenrechte abzugeben. „Ich bin alt und möchte, dass das in gute Hände kommt“, so der emeritierte Professor für Industriedesign. Nur knapp neun Monate dauerte der von John und seinen rund 120 Helfern durchgeführte Bau der heute ikonischen Uhr, die am 30. September 1969, pünktlich zum 20. Jahrestag der DDR, eingeweiht wurde. „Den größten Teil der Arbeiten haben wir nach dem offiziellen Feierabend geleistet“, erklärt Erich John. Eigentümer des Monuments ist übrigens nach wie vor das Land Berlin. Die Weltzeituhr-Produkte gibt es ab sofort in allen Berliner Souvenir-Geschäften.
Datum: 21. November 2018, Text und Bild: Katja Reichgardt