Der Ex-Flughafen bleibt weiterhin attraktiv für die wachsende Stadt.

Herbstzeit ist Drachenzeit. Auf dem Tempelhofer Feld sowieso. Die Megabrache ist und bleibt einer der beliebtesten Freizeit-Hotspots der Stadt. Und ist immer für eine Überraschung gut: Seit vergangenem Sonntag grasen hier 200 Schwarzkopf-Schafe. Schäfermeister Knut Kuczik aus Atlandsberg betreibt dort acht Tage lang traditionelle Landschaftspflege, um auf die Bedeutung von Schäfern für den Umweltschutz aufmerksam zu machen und gleichzeitig an die hohe Bedeutung von Schäfern zu erinnern.

Während sich die Blätter also bunt färben und das Tempelhofer Feld zur Schafweide umfunktioniert wird, ist erneut eine Debatte über die Bebauung des Geländes entbrannt. Zwar wurde den Bebauungsplänen vor vier Jahren durch den Volksentscheid eine Absage erteilt. Doch laut Medienberichten will Berlins Regierender Michael Müller (SPD) das Tempelhofer Feld in Sachen Wohnungsbau nicht aufgeben. Der Druck auf die Hauptstadt wachse immer weiter, äußerte er sich jüngst bei der Berliner Industrie- und Handelskammer. Der Fehler vor vier Jahren sei gewesen, dass die Regierung mit ihren Plänen, an den Rändern im Westen, Süden und Osten bauen zu wollen, zuviel wollte.

Behutsam vorgehen

Tempelhof-Schönebergs Bürgermeisterin und Parteikollegin von Michael Müller, Angelika Schöttler, hält die Diskussion darüber zwar noch für verfrüht. „Wir haben eine klare Gesetzeslage“ sagt sie. Dennoch halte sie die Ränder des Tempelhofer Feldes für bebaubar, ohne dass der Charakter der freien Fläche und des hohen Freizeitwertes verlorengehen. „In der Tat würde ich mir dann einen Mix aus Wohnen, Gewerbe und Infrastruktur wünschen.“ Der ehemalige Flughafen (sowohl das Gebäude als auch die Freifläche) seien inzwischen zu einem besonderen Ort geworden. „Wir werden über diesen Ort noch viel diskutieren und viel Entwicklung erleben. Das müssen wir aber ganz breit anlegen, nichts übers Knie brechen und gute Lösungen finden“, so Schöttler.

Erneute Volksbefragung

Nach SPD-Vertretern fordern nun auch FDP und CDU, über die Randbebauung des Tempelhofer Feldes neu nachzudenken. Laut einer Mitteilung des Mehr Demokratie e.V. Landesverband Berlin-Brandenburg habe die CDU diesbezüglich eine erneute Volksbefragung, die vom Abgeordnetenhaus angesetzt werden soll, ins Spiel gebracht. Diese Idee lehnt der Verein ab. Bei einer Volksbefragung von oben sei damit zu rechnen, dass der Zeitpunkt und die Fragestellung so gewählt werden, dass eine möglichst große Zustimmung erreicht würde. Eine wenig konkrete Fragestellung ließe dann enorme Interpretationsspielräume zu. „Die Landesregierung darf sich über eine Volksbefragung keinen Blankoscheck abholen“, kritisiert Sprecher Oliver Wiedmann.

Konkretes Veto

Der Verein schlägt stattdessen die Einführung eines fakultativen Referendums vor. Die Bürger bekämen damit die Möglichkeit, ein Veto einzulegen, wenn das Abgeordnetenhaus ein per Volksentscheid beschlossenes Gesetz wieder ändert. Es läge damit in der Hand der Bürger, ob sie über die Gesetzesänderung erneut abstimmen möchten. Vorher müsste das Abgeordnetenhaus ein im Volksentscheid beschlossenes Gesetz ändern. So wüssten die Bürger genau, worüber sie abstimmen.

Datum: 19. Oktober, Autor: Sara Klinke, Bild: Lichtschwärmer