Der Verein fordert Reformen für alle deutschen Profiligen.
Sportlich läuft alles rund beim Zweitligateam aus Köpenick. Eine tolle Serie ohne eine Niederlage in den vergangenen Wochen beschert den Köpenickern aktuell den zweiten Tabellenplatz in der Zweiten Bundesliga. Auch im DFB-Pokal ist man noch dabei – eine echte Knallerpaarung steht am 31. Oktober im Westfalenstadion gegen Borussia Dortmund an – die Stimmung im Team, beim Verein und den Fans könnte angesichts der sportlichen Situation nicht besser sein.
Zunehmende Entfremdung
Wäre da nicht die Gesamtsituation des deutschen Profifußballs, mit dem sich auch die Verantwortlichen im Köpenicker Kult-Club derzeit beschäftigen. Fehlende Konkurrenz in der allerhöchsten deutschen Fußballklasse, frühzeitiges Scheitern der Bundesliga-Vertreter in den europäischen Clubwettbewerben und zunehmende Entfremdung zwischen Zuschauern und Vereinen deuten darauf hin, dass der deutsche Profifußball auf Vereinsebene an einem Scheideweg steht „Die Ligen entfernen sich von denen, die sie ausmachen – den Menschen“, heißt es in einem Thesenpapier, das das Präsidium des Vereins nun der Öffentlichkeit vorgelegt hat.
Umfangreicher Katalog
Einer der Vorschläge: Die dritte Liga soll unter dem Dach der DFL organisiert und ebenso auf 20 Vereine aufgestockt werden, wie die erste und zweite Liga. Weiterhin sollen die Meister der unteren Ligen direkt aufsteigen, andere Teams sich über Playoff-Runden für die höhere Spielklasse qualifitzieren. Das Union-Papier gilt als Reaktion auf einen Vorschlag der Deutsche Fußball Liga (DFL) für eine Strukturreform, der am 13. Dezember vorgestellt werden soll und sich – so die Union-Kritik – fast ausschließlich mit personellen und strukturellen Veränderungen im eigenen Verband beschäftigt.
Neue Ausrichtung
„Der Zeitpunkt für grundlegende Veränderungen ist günstig. Wir sollten ihn nicht ungenutzt verstreichen lassen und die Chance jetzt nutzen, den deutschen Profifußball nicht nur organisatorisch neu aufzustellen, sondern ihn auch inhaltlich neu auszurichten“, heißt es im Schreiben des Union-Präsidiums. Die Festlegung von Gehalts-Obergrenzen, die Begrenzung der Anzahl von Leihspielern pro Team und vor allem eine stufenlose Verteilung der Vermarktungserlöse werden dort ebenso genannt, wie die Professionalisierung der Schiedsrichter oder die Erhöhung der Ausbildungsentschädigungen für vereinswechselnde Nachwuchsspieler.
„Schmähgesänge, diskreditierende Banner sowie permanente verbale Angriffe auf Verbände und einzelne Funktionäre zeugen doch von der Eskalation ungelöster Konflikte“, heißt es in der Begründung der Forderungen. Die Fokussierung auf den Kern des Fußballs, das Spiel und die Stadionbesucher, sei dabei die wichtigste Voraussetzung für den Erhalt der Attraktivität des Fußballs.. Eine auf die Stadionbesucher ausgerichtete Anpassung der Anstoßzeiten und die Beachtung von Maximalentfernungen bei Freitags- und Wochentags-Spielen sollten zudem ermöglichen, dass möglichst viele Menschen die Spiele in den Stadien anschauen können. „Montagsspiele gehören abgeschafft“, heißt die deutliche Forderung der Unioner.
Vorstoß in der Kritik
Die ersten Reaktionen auf das Thesenpapier beschäftigen sich vornehmlich mit dem darin geforderten Gehaltsobergrenzen für die Spieler. Er wisse nicht, ob die DFL gut beraten wäre, derartiges einzuführen, erklärte Ralf Rangnick, Sportdirektor und Trainer von RB Leipzig. Gladbachs Manager Max Eberl hält den Köpenicker Vorstoß sogar generell für unglücklich: „Wir sollten uns lieber zusammen Gedanken machen, bevor einzelne Vereine Positionspapiere rausschicken.“
11. Oktober 2018 Text: red / Stefan Bartylla Bild: Union Berlin