Angeblich neue Leuchtfarbe stört die weit entfernte Nachbarschaft.
Diesen Zoff verstehen nur wenige: Die Beleuchtung des zum Sommeranfang wieder eröffneten Müggelturms sei viel zu hell, finden Anwohner im vier Kilometer entfernten Friedrichshagen. Stefan Förster, FDP-Politiker und Vorsitzender des Heimatvereins Köpenick erreichten dazu in den vergangenen Wochen zahlreiche Mails und Anrufe. „Es gibt Köpenicker, die behaupten, der Turm sieht aus wie in Las Vegas. Die Menschen, die zum See hin schlafen, fühlen sich durch das Licht gestört.
Auch auf die Tierwelt im Müggelwald dürfte dieses Licht schlechte Auswirkungen haben“, erläuterte Förster in einem Interview mit dem SAT1-Frühstücksfernsehen das Problem.
Investor Matthias Große versteht die Aufregung überhaupt nicht. Der knapp 30 Meter hohe Turm mit seinen neun Geschossen sei im Rahmen aller denkmalschützerischen Vorgaben saniert und ausgestattet worden. Dazu gehörten auch zwei Neonröhren in den Farben blau und rot mit jeweils 58 Watt pro Etage.
„Im bezirklichen Denkmalrat, in dem ich als Vorsitzender tätig bin, hatten Mitglieder das Thema angesprochen und sich aufgrund von Bürgerhinweisen über das grelle Licht beschwert. Der Müggelturm war immer beleuchtet, jedoch früher in einem dezenten weißen Farbton“, sagt Förster und ergänzt, „Dieser wurde auf ein grelles Blau umgestellt. Da es sich bei dem Müggelturm um ein Baudenkmal handelt, hätte die Änderung der Farbgebung genehmigt werden müssen“.
Das sei so nicht erfolgt. Ebenso fehle ein Beleuchtungskonzept, das der Eigentümer hätte einreichen müssen. Die Untere Denkmalschutzbehörde prüfe momentan diese Verstöße und werde gegebenenfalls eine Änderung anordnen. „Nach meiner Kenntnis dauert das Verfahren noch an“, so Förster.
Investor kennt das Problem nicht
„An mich ist bislang niemand herangetreten, der behauptet, ihn würde das Licht stören“, erklärt Grosse in einer eigenen Stellungnahme. Zwanzig Jahre lang sei das Köpenicker Wahrzeichen verrottet, und niemand aus der Politik habe sich darum gekümmert, geschweige denn Verantwortung und Geld in die Hand genommen, um diesen Umstand zu ändern, so Grosse. „Die Beleuchtung des Turmes wurde von uns überhaupt nicht geändert.
Die jetzt verwendeten Lichtkästen befinden sich seit Jahrzehnten im Treppenhaus des Turmes“, so die Anmerkung des Investors in Richtung Stefan Förster, der seiner Meinung nach als Vorsitzender des Heimatvereins diese Details durchaus hätte kennen müssen. „Ich empfinde diese vorsätzliche Verbreitung solcher Unwahrheiten als Angriff auf den Erfolg meiner Unternehmensgruppe und auch als Angriff auf mich persönlich“, äußert sich Grosse. „Weder aus Friedrichshagen noch aus Rahnsdorf oder von sonst irgendwoher gab es Beschwerden. Es gab dagegen Hunderte Menschen, die ihren Stolz darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass der Müggelturm auch nachts wieder leuchtet“, so Grosse, der nicht die geringste Veranlassung darin sieht, an der Beleuchtung nun irgend etwas zu verändern.
Tourismusverein mag das Licht
Unterstützung bekommen er und sein Team inzwischen auch durch den Tourismusverein Treptow-Köpenick. „Unser Müggelturm ist seit Kurzem nicht nur am Tage, sondern auch in der Nacht ein leuchtendes Beispiel für unsere Tourismusregion. Wir begrüßen somit, dass dieser seine vielen Gäste nicht nur am Tage erfreut, sondern auch in der Nacht als Wahrzeichen sichtbar bleibt“, heißt es in der Mitteilung des Tourismusvereins. Es bringe auch zum Ausdruck, dass die Entwicklungen am Turm nicht stehenbleiben und er sich unverändert großer Beliebtheit erfreue.
4. Oktober 2018, Text: Stefan Bartylla, Bild: TKT