150 neue Wohnungen sollen hoch über dem Hellersdorfer Viertel entstehen.

Nach jahrelangem Stillstand auf der Hellersdorfer Kastanienallee soll der Abriss des ehemaligen Supermarktes nun Platz für einen Neubau machen. Auf der Anwohnerversammlung des Grundstückseigentümers Gesobau und der Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) wurden dazu genaue Informationen bekannt gegeben. Direkt am Kastanien-Boulevard soll jetzt ein Hochhaus mit 14 Etagen entstehen. „Ein solches Hochhaus passt aus meiner Sicht nicht in unseren Kiez. Hier prägen die bis zu sechsgeschossigen Gebäude den Boulevard“, sagt der CDU-Abgeordnete Alexander Herrmann.

Wie ein Leuchtturm

Das geplante Hochhaus würde zudem selbst die weiter entfernten Wohnhäuser an der Riesaer Straße mit ihren acht Etagen deutlich überragen, so seine Einschätzung. Die Verantwortlichen im Bezirksamt befürworten hingegen die Hochhausbebauung auch in dieser Höhe und erkennen darin sogar eine Art „Landmarkenfunktion“ wieder. „Grundsätzlich ist solch ein Hochhaus an dieser Stelle zulässig. Noch liegt kein genehmigungsfähiger Bauantrag vor, insofern ist die Entscheidung noch nicht verbindlich gefallen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke). Zudem würden diverse Äußerungen auch aus dem Wohngebiet zeigen, dass die Meinungen zu den vorgestellten Planungen sehr differenziert sind und von Zustimmungen bis zu Ablehnungen gingen.

Hoch hinaus für eine Aufwertung

„Am Kastanienboulevard wird durch den Neubau nicht nur Wohnraum geschaffen. Es wird durch den Bau eines solchen Hochhauses das gesamte Quartier aufgewertet. Im Erdgeschoss soll eine Gewerbefläche entstehen, möglicherweise ein Kiez-Café“, unterstützt auch der SPD-Abgeordnete Sven-Kohlmeier (SPD) das Projekt und ergänzt: „Wir begrüßen jede neue Wohnung die hier entsteht. Eine solche Entwicklung kann hier dem Quartiersmanagementgebiet nur gut tun. Den Bau eines solchen Hochhauses sehe ich weniger problematisch. Ich sehe da die sonst übliche Traufhöhe von 22 Metern nicht als Weisheit letzter Schluss. Zumal wir uns ohnehin in einem Hochhausgebiet befinden“, so Kohlmeier.

Infrastruktur ist gefordert

„Ohne die parallele Schaffung der notwendigen sozialen Infrastruktur, wie Schulen, Kitas und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, verschärfen sich auch in unserem Bezirk die Kapazitätsprobleme weiter“, lautet ein weiteres Argument, das Alexander Herrmann vorbringt. Der Senat müsse dringend mit zusätzlichen Mitteln und der entsprechenden Prioritätensetzung das Quartier unterstützen, so seine Forderung zum weiteren Ausbau der Wohnungsbaukapazitäten in den Randbezirken. Grundsätzlich seien eigentlich alle Anwohner für eine Neubebauung auf der Fläche des alten Supermarkts – nur eben nicht in diesen Dimensionen.
Befürworter nennen das Argument des Zuzugs zahlreicher neuer kaufkräftiger Mitbürger und einer Wiederbelebung des Einzelhandels im Ortsteil Helle Mitte. Tatsache sei jedoch, dass für das geplante Wohnhaus eine Quote von 121 geförderten Wohnungen bei insgesamt 149 zu bauenden Wohnungen avisiert wird. „Die bewährte Berliner Mischung der Bewohnerschaft sieht anders aus“, so Alexander Herrmann.

Anwohner sammeln Unterschriften

Die Anwohner haben nun begonnen, sich über die sozialen Medien auszutauschen und gemeinsam Unterschriften für eine kiezverträglichere Bebauung am Kastanien-Boulevard zu sammeln.

4. Oktober 2018, Text und Bild: Stefan Bartylla