Die Sozialistin nahm sich nach Naziterror das Leben.
Mit einem neuen Stolperstein wird in Neukölln nun an das Opfer des Nazi-Regimes erinnert. Künstler Gunter Demnig verlegte ihn am 4. September an der Backbergstraße 23.
Misshandlungen erlebt
Dies war der letzte frei gewählte Wohnort von Charlotte Adel. Sie engagierte sich zusammen mit ihrer Tochter Lilli in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Im August 1933 wurden die beiden verraten und von der Gestapo verhaftet. Im Gefängnis Moabit mussten sie schlimmste Misshandlungen ertragen. Tochter Lilli, erst 17 Jahre alt, kam im Januar 1934 frei, doch ihre Mutter wurde zu fast zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hielt die Haft nicht mehr aus und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Nach ihrer Freilassung 1935 wohnte sie in der Backbergstraße 23. Doch sie fand keine Arbeit mehr und war aufgrund des politischen Drucks isoliert. Am 14. Mai 1938 nahm sie sich schließlich das Leben.
Überall in Europa erinnern die sogenannten Stolpersteine an Opfer des Nazi-Regimes, wo die Menschen einst gewohnt haben. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zeigen, dass sie keineswegs überflüssig, sondern wichtiger denn je für die Erinnerungskultur sind. Bei der Verlegung in der Backbergstraße war auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel zugegen. Die Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ hielt eine Gedenkfeier ab.
Stolpersteine sind ein dezentrales Mahnmal
Stolpersteine sind Erinnerungssteine für ehemalige jüdische Nachbarn, Akteure des politischen Widerstands und andere Verfolgte und Ermordete des Nazi-Regimes. Einen Stolperstein kann jeder stiften, 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung. Für den Bezirk koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen. Berlinweit gibt es mehr als 8.000, in Neukölln rund 200. Die ersten Stolpersteine wurden 1995 in Köln verlegt – ohne behördliche Genehmigung.
10.9.2018, Text: Redaktion, Bild: Tohma/Wikimedia Commons, [CC BY-SA 3.0]
(Anmerkung: Das Bild zeigt Gunter Demnig bei einer Stolperstein-Verlegung in Königswinter)