Im sozialen Wohnungsbau errichtete Wohnungen in Berlin (Gropiusstadt, Bezirk Neukölln)

Quartiersrat übt heftige Kritik an Gutachten zur Verstetigung des Quartiersmanagements.

Wie in anderen Bezirken und Ortsteilen regt sich auch in der Gropiusstadt Widerstand gegen die sogenannte Verstetigung des Quartiermanagements – faktisch geht es um dessen Beendigung mit Ablauf des Jahres 2020. Gegen die Entscheidung von Bausenatorin Katrin Lompscher wehrt sich jetzt der Quartiersrat aus der Gropiusstadt und appelliert an die Verantwortlichen, die Entscheidung zurückzunehmen, weil sie auf Basis von falschen Informationen gefällt worden sei.

In einem offenen Brief kritisiert der Quartiersrat das Gutachten, dass der Entscheidung für die Beendigung des Quartiersmanagements zugrunde gelegt worden war. Es weise schwerwiegende inhaltliche Fehler auf, die wiederum zu falschen Schlussfolgerungen geführt hätten. „Offenbar ist vor Ort eine völlig unzureichende Recherche vorgenommen worden“, heißt es in dem Brief. „Hinzu kommt, dass die Akteure aus dem Stadtteil, die für das Gutachten interviewt wurden, bemängeln, dass sich Ihre Aussagen nirgendwo in dem Gutachten wiederfinden lassen.“

Nicht existent

Als klare Fehler nennt der Quartiersrat unter anderem, dass der Einschätzung für die Entwicklung vor Ort unter anderem die Existenz mehrerer Netzwerke und Akteure zugrunde gelegt worden seien, die es tatsächlich nicht gebe. „Es gibt weder ein Netzwerk Gesundheit, einen Kunst- und Kulturverein, noch eine AG Elternarbeit“, so der Quartiersrat. Dass für den Interkulturellen Treffpunkt eine bezirkliche Regelfinanzierung vorgesehen sein soll, sei ebenso falsch. Das Nachbarschaftszentrum Wutzkyallee werde als Koordinationsträger des Netzwerks Gropiusstadt benannt. Tatsächlich werde die gesamte Koordination vom Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum Neukölln-Süd geleistet. Das Nachbarschaftszentrum Wutzkyallee hingegen wird nicht von einer Frau geleitet, wie das Gutachten sage, sondern von einem Mann.

Soziale Ungleichheit

Die Fehlbenennung von Einrichtungen und Ankerpunkten ziehe sich weiter durch das ganze Gutachten. Es würden entsprechend falsche Schlüsse über die Entwicklung vor Ort folgen. „Wir sind deshalb der Meinung, dass es nicht genug ausreichende Gründe für eine Abschaffung des Quartiersmanagements Gropiusstadt gibt“, so der Quartiersrat. Nicht in die Erwägung zur Beendigung des Quartiersmanagements einbezogen worden sei auch die Entwicklung der sozialen Situation der Gropiusstadt Mittlerweile seien die Ergebnisse des Monitorings Soziale Stadtentwicklung Berlin 2017 veröffentlicht worden und die Gropiusstadt Nord sei als Gebiet mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen worden. Der Grund: soziale Ungleichheit und Kinderarmut. Gropiusstadt Nord hat den Status 4, was der schlechteste mögliche Wert ist, 56 Prozent der Einwohner leben von Hartz IV, jedes zweite Kind hat bei der Einschulung Sprachdefizite. „Wir wissen, dass die Sozialdaten bei der Abwicklung von Quartiersmanagement-Gebieten keine Rolle spielen“, so der Quartiersrat. „Zu verstehen ist dies nicht.“

30.07.2018/Text: Redaktion, Bild: Thinkstock/iStock/Hechtsprung