Quartiersmanagement schöneberger Norden
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Senatorin Katrin Lompscher lehnt längere Unterstützung von Quartiersmanagement ab.

Ihr Besuch beim Quartiersrat im Schöneberger Norden wird Senatorin Katrin Lompscher wohl noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Etliche Anwesende forderten von ihr, ihre Entscheidung für die Beendigung des Quartiersmanagements nach 2020 zurückzunehmen. Doch die Senatorin blieb hart – dass sie ihre Entscheidung noch ändern könnte, scheint aus dem Bereich des Unwahrscheinlichen ins Unmögliche gerückt. Auch die zahlreichen Herausforderungen, denen sich das Quartier stellen muss, werden daran wohl nichts mehr ändern. Übergangslösungen sind aber nicht völlig ausgeschlossen.

Anker für Quartiersmanagement fehlt

Auf Basis eines Gutachtens des Instituts für Stadtentwicklung war vor einigen Monaten beschlossen worden, das Quartiersmanagement, das im Schöneberger Norden seit 1999 aktiv ist, mit Ablauf des Jahres 2020 zu „verstetigen“. Der seinerzeit große Aufschrei spiegelte sich auch in der Quartiersratssitzung wider, zumal es sowohl vom Quartiersmanagement selbst als auch vonseiten des Bezirksamts schon im Vorfeld der Entscheidung klare Plädoyers dafür gab, dem Management noch vier weitere Jahre Zeit zu geben.

Die Gründe dafür wiederholte Bezirksstadtrat Jörn Oltmann auch bei der Quartiersratssitzung noch einmal: Die schwache soziale Struktur, die hohe und weit über dem Durchschnitt liegende Kinderarmut, mangelnde Freizeit- und Bildungsangebote und ein fehlender Anker, der den Fortbestand der Vernetzung im Kiez auch in Zukunft sichern kann. Der dafür vorgesehene Campus der Generationen ist noch nicht gebaut. Oltmann fürchtet außerdem eine Verdrängung sozialer Träger. Der Quartiersrat selbst betonte, auch das Gremium brauche in Zukunft ein Budget für seine Arbeit, denn die alltäglichen Probleme wie Verdrängung, Prostitution und Gewalt habe er vor Augen und müsse sich um sie kümmern.

Genug Zeit?

Senatorin Lompscher wiegelte allerdings ab. Es habe von Anfang an festgestanden, dass es sich um ein zeitlich befristetes Projekt handele. Das Quartiersmanagement arbeite letztlich dafür, sich selbst überflüssig zu machen. Die Verstetigung sei auch notwendig, damit man sich um andere, schlechter gestellte Gebiete kümmern könne. Das Quartiersmanagement habe zweieinhalb Jahre Zeit, einen gelungenen Übergang in die Verstetigung einzuleiten, und der Bezirk müsse wichtige Projekte bis 2021 in Regelstrukturen überführen – auch die Arbeit des Quartiersmanagements. Dass mit dem Bau für den Campus der Generationen noch nicht einmal begonnen werden konnte, hielt sie nicht davon ab, auf verbindliche Kooperationen zwischen Senat und Bezirk bezüglich dieses Vorhabens hinzuweisen. Dem Bezirk bot sie immerhin Gespräche über dessen Anliegen an. Inwieweit diese anders verlaufen könnten als die bisherigen, dazu sagte sie nichts Konkretes. Eine finanzielle Unterstützung des Bezirks sei jedoch zumindest möglich.

Dass diese dringend gebraucht wird, war auch den Beiträgen von Jörn Oltmann zu entnehmen, der ankündigte, man werde prüfen, andere Fördermöglichkeiten zu nutzen, mit denen die Arbeit im Quartier finanziert werden kann. Klar ist: Der Schöneberger Norden soll einer von sieben Teilen des Bezirks sein, der einen eigenen Stadtteilkoordinator bekommen soll. Dass dieser die Arbeit eines bisher vierköpfigen Quartiersmanagements einfach allein weiterführen kann, bezweifeln viele.

16.07.2018, Text: Redaktion, Bild: Imago/Schöning