Nachbarn sehen Handlungsbedarf gegen die nächtlichen Ruhestörer

 

Gegröle, laute Musik, Flaschengeklirr und Müll-Geschepper: Das ist die Schall-Kulisse, die die Nachbarn rund um den Cecilienplatz zu den warmen Jahreszeiten in der Nacht ertragen müssen. Immer wieder sind es kleine Gruppen mit rund 20 Jugendlichen, die sich in den Nächten an den Wochenenden treffen, um auf den Parkbänken des großen Platzes ihre Partys zu feiern. Sehr zum Ärger der Anwohner. „Das geht schon seit drei Jahren so“, sagt Jürgen R., der gemeinsam mit seiner Partnerin in einem der oberen Stockwerke über dem Cecilienplatz wohnt. „Eigentlich gefällt mir der Platz. Die Gegend ist schön und auch die Wohnung ist gut“, sagt er, um gleichzeitig einzuschränken, „Das, was hier an den Sommerabenden passiert, ist unerträglich.“

Dauergast Polizei

Zersplitternde Flaschen, wummernde Bass-Musik und immer wieder Schlägereien unter den Jugendlichen sorgen dafür, dass er an manchen Abenden kaum noch den eigenen Fernseher versteht und in den Nächten kein Auge mehr zu bekommt. „Ich weiß nicht, wie oft ich die Polizei bereits gerufen habe. Die kümmern sich dann auch – aber in den Nächten darauf ist das Problem wieder wie gehabt“, erläutert er.

Regelmäßige Randale

Ein paar Mal wurden bereits die Scheiben am Indischen Restaurant und auch an den Eingangstüren der Häuser am Platz zerschmettert, Handläufe wurden umgebogen und Stromkästen umgekippt. „Jetzt zur Weltmeisterschaft brennt auch schon mal ein ganzes Feuerwerk hier ab“, berichtet R. Schäden und Verschmutzungen beseitigen die Servicearbeiter der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land immer wieder zügig und unvermittelt – am Tag darauf ist vieles wieder sauber und in Ordnung. Stadt und Land hat auch einen Sicherheitsdienst am Platz beauftragt, heißt es. „Den habe ich noch nie in den Abendstunden hier gesehen“, sagt R., der sich wünscht, dass die Bezirkspolitik endlich wirksame Maßnahmen ergreift, um den Missständen mit den Jugendgruppen Einhalt zu bieten. „Allein der tollen Arbeit der Hausmeister der Stadt und Land ist es zu verdanken, dass sich das ganze Ausmaß der Schäden und der Vermüllung hier bislang nicht verstetigt hat“, weiß der BVV-Abgeordnete Alexander Hermann (CDU) zu berichten.

 

Bild: Andre Wissor

Er selbst unterhält ein Bürgerbüro am Platz. Seine Fraktion hatte bereits mehrere Anträge zur Behebung der Misere in der BVV gestellt. „In einem ersten Schritt haben wir einen Dialog des Bezirksamts mit den angrenzenden Vermietern, Anwohnern, Gewerbetreibenden, Polizei, Trägern der Jugendhilfe sowie natürlich auch den Mitgliedern der Gruppen selbst gefordert“, erklärt Herrmann. Dabei sollten gemeinsame Lösungsstrategien entwickelt werden.

In einem zweiten Antrag wurde das Bezirksamt jetzt schließlich aufgefordert, den Gruppen auf dem Platz alternative Angebote zu machen. Streetworker sind nun im Einsatz, um mit Mitteln der Jugendsozialarbeit die Situation endlich und schnell zu deeskalieren.

Die Forderung

„Es muss endlich was geschehen. Wir denken tatsächlich darüber nach, hier weg zu ziehen. Neben dem Dreck und dem Krach hier, bleiben wir ja auch noch auf den Kosten sitzen – wir zahlen über unsere Betriebskosten schließlich auch die Reinigungen, Reparaturen und Instandsetzungen. Das kann doch nicht sein“, sagt R., der sich jetzt wünscht, dass Polizei, Eigentümer und Politik auch den Kontakt mit den Nachbarn aufnehmen, um an einem Strang zu ziehen, damit das Problem endlich gelöst wird.

Sogar über die Gründung einer Art von Bürgerwehr hat er bereits nachgedacht. „Nicht mit Baseballschlägern oder sowas. Nein: Allein um gemeinsam hinunter zu gehen und etwas geschützter mit den Jugendlichen reden zu können. Es muss doch irgendwie möglich sein, dass unser berechtigtes Interesse nach Ruhe gewahrt werden“, sagt R.

Text und Hauptbild: Stefan Bartylla