Im „Breakout Café“ lernen Jugendliche das Arbeitsleben und sich selbst kennen

Der Duft von frisch gebackenem Kuchen liegt in der Luft, das typische Geräusch des Milchaufschäumers mischt sich mit unaufdringlicher Hintergrundmusik. Draußen am Tisch sitzt ein Gast mit seinem Laptop, nippt am Milchkaffee und genießt die Sonne. Hinter der Theke: Geschäftiges Treiben. Ein neues, auf den ersten Blick ganz normales Kreuzberger Café also, könnte man im Vorbeigehen meinen. Tatsächlich steckt aber viel mehr hinter dem Breakout-Café an der Bergmannstraße. Hier werden Jugendliche auf ihr Berufsleben vorbereitet und Geflüchtete machen ihre ersten Schritte in Richtung Arbeitswelt.

Lange geplant

Hinter dem Café an der Gneisenaustraße steckt ein Team von Sozialarbeitern des Vereins Breakout, der auch die gleichnamige Jugendeinrichtung betreibt. Die Mitarbeiter kennen die Jugendlichen des Kiezes, ihre Probleme und Bedürfnisse.

Auch in der Vergangenheit haben sie ihnen schon geholfen, wenn es um Berufswahl und Bewerbung ging. Doch waren sie mit der Situation unzufrieden. „Oft saßen wir mit ihnen zusammen, halfen ihnen bei Bewerbungen und merkten, dass viele der Qualifikationen, die darin zu finden waren, einfach nicht stimmten“, so Jonathan Scheer, einer der Sozialarbeiter, die sich um das Café und die jungen Leute kümmern. Standardfloskeln wie zuverlässig, pünktlich, motiviert, die auftauchten, weil es an erwähnenswerter Erfahrung und dem Wissen über die eigenen Stärken und Schwächen mangelte, aber irgendetwas in die Bewerbungen geschrieben werden musste.

„Das ist ein System, das wir lange mitgemacht, aber nie gemocht haben.“ So reifte der Entschluss, den Jugendlichen, die oft keinen oder einen schlechten Schulabschluss haben, eine Möglichkeit zu bieten, in das „wahre Leben“ hinein zu schnuppern und eigene Neigungen und Fähigkeiten kennenzulernen.

Die erste Gruppe Jugendlicher setzt sich daher auch aus Teilnehmerinnen der Mädchengruppe aus der Jugendeinrichtungen zusammen. Das muss in Zukunft aber nicht so bleiben. Natürlich können auch Jungs mitmachen, und die Suche nach Kandidaten dafür beschränkt sich auch keineswegs auf Besucher der vereinseigenen Angebote.

Selbsterkenntnis gewinnen

Eine Flut von neuen Baristi will das Breakout Café mit seiner Arbeit natürlich nicht heranzüchten. „Hier geht es gar nicht so sehr um Gastronomie“, so Julia Beier vom Team. Es gehe mehr um das Sammeln von Erfahrung, strukturierte Tage, ums Stärken und Schwächen kennenlernen, so die Sozialarbeiterin. In einem Café gebe es viele verschiedene Aufgaben, vom Kundenkontakt über die Lagerhaltung, viele organisatorische Dinge sind zu tun. Das Grundwissen bekommen die etwa sechs Jugendlichen um die 16 Jahre in Workshops beigebracht – Hygiene, Kommunikation und Kundenkontakt. Damit ausgerüstet häufen sie Erfahrungen an, die ihnen auf dem Weg in die Zukunft wirklich weiterhelfen.

Zum Team des Cafés gehören auch zwei Geflüchtete, die im Rahmen eines Bundesfreiwilligendiensts ihre ersten Schritte ins deutsche Berufsleben gehen. „Bei uns sind sie vollwertige Mitarbeiter und werden auch so behandelt“, so Jonathan Scheer.

Wenn das Café für die Gäste von außen wie ein normaler Gastronomiebetrieb erscheinen mag, so wird darin durchaus kommuniziert, wer und was dahinter steckt. Zum Beispiel liegen erklärende Hinweis-Kärtchen auf den Tischen aus. So langsam spricht sich das Angebot im Kiez auch herum. Das ist gut so, denn auch, wenn es sich um eine Non-Profit-Einrichtung handelt, die keine Gewinne erwirtschaften muss, so müssen die Unkosten doch irgendwie reinkommen.  Der Eigentümer der Räume, die benachbarte Kirchengemeinde, sei zum Glück von dem Projekt begeistert, so Julia Beier. „Das ist viel wert“, sagt sie.

Text//Bilder: Oliver Schlappat