Märkisches Viertel, Reinickendorf, Berlin, Deutschland / Märkisches Märkisches Viertel Berlin Deutschland Märkisches Quarter Reinickendorf Berlin Germany Märkisches Märkisches Quarter Berlin Germany

Bezirksbürgermeister verweist auf knappes Bauland / SPD fordert mehr Engagement.

Ganz Berlin spricht vom boomenden Wohnungsbau, doch im Bezirk ist davon vergleichsweise wenig zu spüren. Von knapp 35.000 geplanten Wohnungen entsteht in den kommenden Jahren die Hälfte in den Bezirken Mitte, Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg. Reinickendorf, Neukölln und Steglitz-Zehlendorf kommen demnach zusammen auf weniger als zehn Prozent der geplanten Einheiten. Das geht aus dem von der Berlin Hyp und dem Immobiliendienstleister CBRE herausgegebenen Wohnmarktreport Berlin hervor. Demnach sind in Reinickendorf derzeit 670 neue Wohnungen geplant, davon 430 als Eigentumswohnungen. Im Nachbarbezirk Pankow sind 1.980 Wohnungen vorgesehen. Der größte Anteil entfällt auf den Bezirk Mitte, wo 8.510 Wohnungen geschaffen werden.

Fehlendes Potenzial

Für den deutlichen Zuwachs in den Innenstadtbezirken seien vor allem die guten Lagen und Verwertungsmöglichkeiten ausschlaggebend, heißt es in dem Bericht. Im Osten der Stadt sei es die Vielzahl an großen und relativ günstigen Baugrundstücken. Als größtes Problem auf dem Berliner Mietwohnungsmarkt sehen Experten zu wenig verfügbares und geeignetes Bauland. Das betont auch Bezirksbürgermeister Frank Balzer: „Es stehen im Bezirk Reinickendorf keine großen Potenzialflächen zur Verfügung und es wird eher kleinteilig gebaut.“ Das Bezirksamt achte aber auch darauf, dass Reinickendorf nicht seine Vorzüge dem Wachstum opfert. „Das, was den Bezirk so lebens- und liebenswert macht, nämlich seine Seen, Wälder, Parks und Kleingartenkolonien, wollen wir erhalten und werden nicht jede Grünfläche dem Wohnungsbau opfern.“

Darüber hinaus führe das vom Senat forcierte Instrument der kooperativen Baulandentwicklung dazu, dass es viel größere Abstimmungsprozesse mit den Investoren geben müsse. Etwa, wenn es darum geht, die entsprechende Zahl an Kitaplätzen, an Schulplätzen zu bedenken. „Das ist ja durchaus sinnvoll. Aber es hat die Konsequenz, dass der Bezirk länger braucht, ein Bebauungsplanverfahren durchzuführen“, so der CDU-Politiker. Größere mittelfristige Potenzialflächen befinden sich Balzers Angaben zufolge in Reinickendorf-Ost. Konkret nennt er den Bereich der ehemaligen Gewerbeflächen an der Friedrich-Wilhelm-Straße, im Großraum Marktstraße/Residenzstraße sowie Holländerstraße und Bürgerstraße/Provinzstraße. In Wittenau haben Planer das Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer Nervenklinik im Auge. In Heiligensee wird das frühere Tetrapak-Gelände an der Hennigsdorfer Straße ins Auge gefasst.

Soziale Verantwortung

„In den letzten Jahren sind in Reinickendorf fast ausschließlich Eigentumswohnungen entstanden“, sagt Angela Budweg, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. „Das trägt nicht zu einer Entlastung auf dem sehr angespannten Mietwohnungsmarkt bei. Wenn die Baugenehmigungszahlen schon so niedrig sind, erwarte ich von Herrn Balzer ein deutlich stärkeres Engagement. Er könnte Projektentwicklern zumindest nahelegen, Mietwohnungen zu bauen und damit ein Stück soziale Verantwortung für die Stadtgesellschaft zu übernehmen.“ Eigentumswohnungen würden dem Mietwohnungsmarkt häufig zu überhöhten Preisen zugeführt. Etwa am Tegeler Hafen. Dort lägen Angebotsmieten zurzeit bei bis zu 20 Euro pro Quadratmeter, so Budweg.

Datum: 6. Mai 2018. Text: Nils Michaelis, Bild: imago/Schöning