Bürger engagieren sich für intakte Spielplätze im Bezirk

Ob Märchenland, Piratenschiff oder Villa Kunterbunt: auf den knapp 1.900 Spielplätzen in ganz Berlin kommen die Jüngsten voll auf ihre Kosten. Berlins Spielplätze sind vielfältig, groß und bunt, die Auswahl ist riesig. Ein Spielplatz ersetzt oft den nicht vorhandenen Garten, seit 1979 hat Berlin als einziges Bundesland sogar ein Spielplatzgesetz.

Was aber passiert, wenn plötzlich ein „Betreten verboten“ Schild am Eingangstor hängt? Mit diesem Problem hat Pankow seit Jahren zu kämpfen – Tendenz steigend. Von den 220 Spielplätzen sind aktuell 32 gesperrt, mehr als die Hälfte auf unbestimmte Zeit. Als das Berliner Abendblatt unlängst darüber berichtete, bekamen wir Post vom Verein „Kiezinseln e.V.“, der uns auf sein Spielplatz-Pilotprojekt in der Dusekestraße aufmerksam machte.

Begrenzte Finanzmittel

Gegründet hatte sich die Elterninitiative Ende vergangenen Jahres. Oberstes Ziel ist, die die angespannte Spielplatz-Situation zu entschärfen. „Es ist schade um die ungenutzten Flächen, die Kinder brauchen Raum“, sagt Vereinsvize Anke Tiedt. „Wir wollen nicht meckern, sondern Stück für Stück an einer Verbesserung arbeiten.“ Das ist gar nicht so leicht. Seitdem die Sicherheitsnormen Ende 2017 verschärft wurden, mussten weitere Spielplätze gesperrt werden. Verschleiß und marode Spielgeräte, sowie Fäulnis in Sandkästen sind die Hauptgründe.

Stadtrat Vollrad Kuhn bedauert die „sich verschlechternde Situation“. 40 bis 50 Millionen Euro müssten für Neubau, Sanierung und Unterhaltung aufgebracht werden. Ein Bruchteil, knapp 1,5 Millionen, stehen dem Bezirk in diesem Jahr zur Verfügung, inklusive des Fonds vom Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm. „Wir können nur die Maßnahmen in Angriff nehmen, die finanziert und umgesetzt werden können, der Haushalt gibt nicht mehr her“, so Kuhn.

Elterliches Engagement

Die 14 Mitglieder von „Kiezinseln e.V“ lassen sich von den gigantischen Zahlen nicht abschrecken, im Gegenteil. Sie nahmen sich den seit Juni 2016 gesperrten Spielplatz Dusekestraße in Alt-Pankow als Pilotprojekt vor. Wie kann die neue Planung aussehen? Was sind alternative Angebote? Wie lassen sich Kosten deckeln? „Teure Spielgeräte sind nicht immer wichtig. Wir wollen den Kindern Platz lassen, für eigene Gestaltung“, so Tiedt. Der Verein strotzt vor kreativen Ideen und eifriger Manpower.

Was ihn zurückhält, sind die finanziellen Mittel. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 40 Euro im Jahr, ansonsten hofft der Verein auf Spenden, um handlungsfähig zu sein. Kuhn wertschätzt das elterliche Engagement. „Die Zusammenarbeit wird immer intensiver“, sagt er. Auch Tiedt spricht von „ersten guten Kontakten“. Der Verein wolle dem Bezirksamt ein verlässlicher und kooperativer Partner sein.

Hilfreiche Plattform

Die Ziele des Vereins sind weitgesteckt. „Wir wollen mehr, als den Spielplatz vor der Haustür wieder bespielbar zu machen“, sagt Tiedt. Die zweifache Mutter verweist auf die Familienfreundlichkeit des Bezirks und die große Herausforderung, die damit einhergeht. Weil Spielplätze oft überfüllt seien, aber immer mehr Familien nach Pankow kämen, sei es umso wichtiger, die Spielplatz-Situation endlich zu verändern.

„Es gibt viele Menschen die helfen wollen, meistens fehlt die Plattform dafür. Wir haben sie geschaffen.“ Tiedt ist überzeugt, dass „Kiezinseln e.V“ bezirksweit etwas bewirken kann. Für die Neueröffnung von Piratenschiff, Sandkiste, Klettergerüst und Co – damit in Zukunft wieder mehr Kinder von der Spielplatzvielfalt Pankows profitieren können.

Text: Ch. Lopinski Bild: Judith Bader