Alkoholisierte Jugendliche ziehen an den Wochenenden durch die Kieze.
Gruppen von zig Jugendlichen treffen sich freitags und samstags in den späten Abendstunden auf dem Marktplatz an der Adlershofer Dörpfeldstraße. Randale, Pöbeleien und Rangeleien gehören seit Monaten dazu, denn Alkohol spielt an diesen Abenden eine große Rolle.
Vorfälle seit November
Zehn polizeiliche Großeinsätze seit Ende 2017 hatte es an den Wochenendabenden hier gegeben. Platzverweise wurden ausgesprochen und Zwangsgelder angedroht. Den unrühmlichen Höhepunkt gab es Mitte Februar am Europa-Center auf dem Wista-Gelände unweit des Bahnhofs Adlershof: Hier warfen betrunkene Jugendliche in einer Nacht zahlreiche Scheiben ein – Sachschaden: 80.000 Euro. „Leider kam es in den vergangenen Monaten an fast jedem Wochenende zu erneuten Zwischenfällen mit Straftaten durch Jugendgruppen“, berichtet Dienststellenleiter Lars Neumann vom Polizeiabschnitt 65.
„Inzwischen sind uns mehr als 100 Namen bekannt. Auch die Rädelsführer konnten identifiziert werden. Nachdem wir zahlreiche Platzverweise ausgesprochen haben, versuchen wir es nun mit einem Schwerpunkt über vorbeugende Maßnahmen in den Schulen“, erläutert Neumann. Die Situation im Kiez selbst habe sich inzwischen etwas beruhigt. „An den letzten Wochenenden ist nichts nennenswertes mehr passiert“, sagt der Dienststellenleiter.
Er weiß aber, dass die eigentliche Problematik damit noch längst nicht gelöst ist. Vordergründig sei vor allem der Alkohol das große Problem. „Ältere Jugendliche besorgen Bier und Schnaps aus den Läden und verteilen es an die Minderjährigen weiter“, so die Erkenntnis der Polizei. „Dann fliegen die Flaschen, es wird gepöbelt und Schmierereien und Randale starten“. Trauriges Beispiel war eine typische Tatnacht im Februar. „Über 30 riesige Schriftzüge – sogenannte Taggings – haben wir damals an Hauswänden in Adlershof vorgefunden“, erläutert Neumann. Die Haupttäter seien inzwischen allesamt identifiziert worden.
Prävention im Blick
„Wir differenzieren zwischen den Rädelsführern und den Mittätern sehr wohl. Jetzt, wo wir die Tat-Szenarien in den Griff bekommen, sollte das Augenmerk verstärkt auf die Prävention gelegt werden“, meint Neumann.. Zu diesem Thema hatte er Anfang März ein Netzwerktreffen mit Vertretern der Bundes- und der Bereitschaftspolizei, dem Jugendamt, dem Ordnungsamt und den Straßensozialarbeitern von Gangway und ReachOut organisiert. Zentrale Erkenntnis aller Beteiligten: Es fehlt auch an alternativen Freizeitangeboten für die Jugendlichen im Kiez. Viele Hoffnungen liegen nun auf den avisierten Bau einer neuen Jugend-Freizeiteinrichtung in der Nachbarschaft. „Wir müssen auch die Eltern in die Verantwortung nehmen. Nur mit deren Hilfe können wir auch dem Alkoholkonsum der minderjährigen Jugendlichen etwas entgegen setzen“, so Neumann. Alkohol sei schließlich fast immer der Katalysator für alle folgenden Straftaten gewesen.
Die weitere Perspektive
Inwieweit die Ruhe an den Wochenendnächten noch halten wird, wird sich zeigen. „Im Moment stehen noch drei bunten Osterbäumchen auf dem Markt und der Brunnen wurde vom Bezirksamt frisch gereinigt. Das freie WLAN ist auch wieder aufgeschaltet“, beschreibt Hans Erxleben, Vorsitzender des Adlershofer Bürgervereins die derzeitige Situation am Marktplatz. – wohlwissend, dass in einer der kommenden Wochendnächte die Randale wieder beginnen könnte.
Text: Stefan Bartylla, Bild: Olaf Wagner