Bezirk verweist auf Privateigentümer – der möchte Gelände verschließen.

Unterhalb der Lichtenberger Rhinstraße lauert ein Umweltskandal, der schon seit vielen Monaten zum Himmel stinkt. An einem Tunnel gleich neben der mehrspurigen Schnellstraße stapeln sich hunderte von leeren Lackspraydosen. Zum Teil noch halb gefüllt, angerostet und in ätzender Gestankwolke aus Lösungsmitteln und Lackdämpfen gibt es hier noch Partymüll, Farbeimer und abgeleierte Autoreifen in der Senke mit knietiefem Wasserstand.

Voller Übungsreste

Graffiti-Sprayer üben an diesem Ort regelmäßig am stillgelegten Schienenstrang der Niederbarnimer Eisenbahn. Deren Hinterlassenschaften jenseits der bunten und schönen Bilder sind schlichtweg eine Sauerei. Leser Dennis G. (28) machte die Redaktion des Berliner Abendblattes auf die gefährliche und stinkende Müllhalde aufmerksam. „Ich wohne hier im Ortsteil und bei einem Spaziergang im vergangenen Jahr wurde ich durch den beißenden Gestank der Lackreste auf die Halde aufmerksam“, erklärt er. Gar nicht weit vom Hohenschönhausener Laakegraben entfernt befindet sich der rund 30 Meter lange und fünf Meter hohe Tunnel, der an den Wänden und der Decke komplett die schrillen Motive in bunten Farben trägt. Die Gleise werden von der Privatbahn schon seit Jahren nicht mehr genutzt. Das Tunnelgebäude selbst gehört dem Land Berlin.

Stinkende Halde

„Ich habe auch wirklich gar nichts gegen die Sprayer hier. Die Motive stören ja niemanden. Aber die Müllhalde ist einfach nur eine Sauerei“, sagt Dennis G, der sich deswegen bereits mit einem Brief an den Lichtenberger Umweltstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) wandte. Der musste darauf verweisen, dass sich das Grundstück in Privateigentum der Niederbarnimer Eisenbahn befindet. Das Unternehmen trage die Verantwortung.

Auflagen bekommen

Auch das Eisenbahnunternhemen schrieb Dennis G. an. Die kannten bereits den Vorgang. „Wir bekommen die Auflage vom Umweltamt als Grundstückseigentümer nahezu monatlich die Hinterlassenschaften der Sprayer zu beseitigen“, heißt es im Antwortschreiben der Eisenbahngesellschaft.

Der Eigentümer

Das geschehe zwar zu einem durchschnittlichen Preis von 1.000 Euro je Entsorgungsauftrag – oft sei binnen 24 Stunden aber wieder alles voller Müll. Eine Erklärung, die Dennis G. nicht ganz nachvollziehen kann. „Die Dosen, die hier rumliegen, sind so verrostet, dass sie hier schon mindestens ein Jahr oder länger liegen“, so seine Einschätzung. Jetzt will die Eisenbahngesellschaft prüfen, ob man das Tunnelstück verschließen kann. Wenn keine Sprühfläche mehr vorhanden ist, könnten die Sprayer ihr Interesse an diesem Ort verlieren, so die Überlegung. Eine Verschließung dürfe aber nur geschehen, ohne dass das Brückenbauwerk selbst angetastet wird, heißt es in dem Schreiben der Niederbarnimer Eisenbahn. Denn das Bauwerk selbst gehört ja dem Land Berlin. Und Befestigungen daran könnten durchaus als Beschädigung ausgelegt werden.

Text und Bild: Stefan Bartylla