Bezirkspolitiker wollen neue Planung und intensive Bürgerbeteiligung.
Der seit vielen Jahren geplante Landschaftspark Gatow rückt näher. Derzeit wird das 90 Hektar große Gelände vom Bund an die landeseigene Grün Berlin Stiftung übertragen. Bezirkspolitiker fordern, die bisherigen Planungen zu überprüfen und die Bürger bei anstehenden Planungen und Entscheidungen mit einzubeziehen.
Gutachten präsentiert
Der Landschaftspark wurde als Ausgleichsmaßnahme für den Wohnungsbau auf dem westlichen Teil der Landebahnen des ehemaligen Flugplatzes Gatow konzipiert. Im Planungsentwurf von 2011 sind ein Wegenetz mit Aussichtspunkten und Bänken sowie Urban Gardening vorgesehen. „In den anschließenden Planungsprozess wurde aus artenschutzrechtlichen Gründen eine ökologische Begleitung integriert, die Planung mehrfach angepasst und an den artenschutzrechtlichen Aspekten neu ausgerichtet“, so eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt, Klima und Verkehr. Im Jahr 2015 wurde beispielsweise ein überarbeitetes Artenschutzgutachten präsentiert. Damit sollte sichergestellt werden, dass alle relevanten Arten, darunter Braunkehlchen und Zauneidechsen, in dem Gebiet neue Biotope bekommen. Das Ergebnis der Überarbeitung wurde Anfang 2015 vor Ort präsentiert. Der Abstimmungsprozess über den angepassten Vorentwurf sei auch wegen der für längere Zeit ungeklärten Eigentumsverhältnisse nicht abgeschlossen. Die Investitionssumme wird auf rund 5,5 Millionen Euro geschätzt.
Im Bezirk Spandau sieht nicht nur die „Bürgerinitiative zur Entwicklung des Naturschutzgebietes Gatower Wiesen“ die angedachte Park- und Erholungslandschaft kritisch. „Die Wiesenlandschaft Gatow ist für den Bezirk Spandau einer der wichtigsten unverbauten Landschaftsräume, der der Naherholung dient, ein unverwechselbares Landschaftsbild besitzt und einer der wertvollsten Naturräume für eine Vielzahl seltener Arten darstellt“, so Bezirksstadtrat Andreas Otti (AfD) in seiner Antwort auf eine Anfrage der Linken. „Das Bezirksamt hat sich mehrfach eindeutig zur Wiesenlandschaft positioniert und akzeptiert nur Maßnahmen, die diese Flächen schützen.“
Öffentlicher Druck
„Der Landschaftspark in seiner jetzigen Gestalt würde die gewachsene ökologische Vielfalt zerstören, man müsste weitere Ausgleichsflächen schaffen“, sagt der Bezirksverordnete Christoph Sonnenberg-Westeson. Der Grünen-Politiker hält es auch wegen des wachsenden öffentlichen Drucks für sehr wahrscheinlich, dass die Pläne noch geändert werden. Die Grünen fordern vom Bezirksamt, sich beim Senat dafür einzusetzen, dass auf der Gatower Wiesenlandschaft anstelle des Landschaftsparks eine „dem ökologischen Wert und der floristischen und faunistischen Artenvielfalt angemessene Naturlandschaft“ erhalten bleibt. Die Linke sprach sich dafür aus, die Menschen vor Ort in den Gestaltungs- und Planungsprozess „umfänglich einzubinden“ und zu beteiligen.
Text: Nils Michaelis, Grafik: Büro Kiefer CS