Nach Testprojekt könnten bald acht „Waste Watcher“ unterwegs sein.

In Neukölln patrouillieren die Müll-Sheriffs schon seit einigen Monaten in den Straßen und überführen Müllsünder, die ihren Sperrmüll statt auf dem BSR-Hof lieber im Hinterhof abstellen. In Mitte lief ein entsprechendes Testprojekt eher schleppend an. Trotzdem werden wohl bald mehrere „Waste Watcher“ zwischen Leopoldplatz und Alexanderplatz unterwegs sein.

Viel Geld

Das Müll-Projekt ist bereits fest im aktuellen Haushalt 2018/2019 eingeplant, das Testprojekt kostete um die 15.000 Euro. Zwar war das Team täglich von 18 bis 2 Uhr nachts in eben den Straßen unterwegs war, die für ihr hohes Aufkommen an widerrechtlich abgelegtem Sperrmüll bekannt sind, überführen konnten sie aber keinen der Müllsünder. Dabei kam es im letzten Jahr in Mitte zu 25.265 Beschwerden wegen Müllablagerungen. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel sieht das Projekt auch aus einem anderen Grund noch kritisch. Er würde eine Eingliederung der „Waste Watcher“ in das Ordnungsamt begrüßen.

Berlinweit sauber

Zwar lassen sich die Müll-Sheriffs vom Ordnungsamt beraten, für den Dienst werden aber berlinweit 100 neue Stellen geschaffen. „Ich sähe es lieber, würde das Ordnungsamt die Aufgaben übernehmen. Stattdessen werden hier Nebenstrukturen geschaffen, die Dinge erfahrungsgemäß verkomplizieren.“ Auch spricht die Erfolgsquote der letzten Monate nicht gerade für das neue Projekt. Ein Grund dafür, dass es in Neukölln bisher so erfolgreich anlief und in Mitte nicht, könnte sein, dass die Neuköllner Müll-Sheriffs in Autos unterwegs sind und dort auf mögliche Müllvergehen „lauern“. In Mitte war das Zwei-Mann-Team zu Fuß unterwegs.

Auch die Befragung der Nachbarschaft kommt für von Dassel in Frage. Vielleicht hat einer der Anwohner ein Vergehen beobachtet, auf jeden Fall aber könnten solche Befragungen abschreckend wirken. Im Kampf gegen vermüllte Straßen und Plätze wollen auch die anderen Bezirke die Müll-Detektive einsetzen. Pro Bezirk sind dann etwa acht von ihnen auf den Straßen unterwegs. Die Müll-Sheriffs sind Teil des von der rot-rot-grünen Koalition beschlossenen Programms „Sauberes Berlin“. Dafür wird in den nächsten beiden Haushaltsjahren mehr als 32 Millionen Euro eingesetzt.

Vorbild Wien

Vorbild für die bald ganz Berlin umfassende Maßnahme ist Wien, das bereits seit 2008 ein eigenes „Reinhaltegesetz“ und die dazugehörigen „Waste Watcher“ hat. Aufgaben der Müll-Sheriffs sind die Ermittlung von Müllverursachern, das Einleiten von Ordnungswidrigkeitsverfahren sowie die Meldung von Müll an die BSR. Außerdem sollen sie auch kontrollieren, ob sich Hundehalter wirklich an die Kotbeutelpflicht halten. In Mitte zumindest werden die ersten der neuen Müll-Kontrolleure wohl bald im Einsatz sein.

Text/Bild: Katja Reichgardt