Spandau ist im sozialen Wohnungsbau besonders gefordert.

Die „Pepitahöfe“ wachsen. Regsame Geschäftigkeit im Quartier entlang der Goltz- und der Mertensstraße in Hakenfelde. Im Juni sollen die ersten, bis Dezember dann die letzten Mieter einziehen. „Alles im Plan“, versichern die Erbauer der Siedlung, derzeit eines der größten Berliner Wohnungsbauprojekte: Knapp über 1.000 Wohnungen entstehen hier, überwiegend im mittleren Preissegment, etwa 250 von ihnen geförderte Sozialwohnungen mit Kaltmieten von 6,50 Euro.

Teure Altlast

200 Millionen Euro investieren die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften Degewo und Berlin-Mitte (WBM) in das Vorhaben. Gut für die Wasserstadt Oberhavel und ihre Bewohner. Lange Zeit galt das nach der Wende entwickelte Wohngebiet als Planungsdesaster, weil sich die prognostizierten Entwicklungen nicht einstellten; Zuzug und Immobilien boomten nicht, Berlin setzte weit mehr als 400 Millionen in den Sand. Heute hat sich die teure Altlast sichtbar zu einem Glücksfall gemausert. Auch in anderen seiner Ortsteile stellt sich Spandau zunehmend auf die Erfordernisse einer wachsenden Stadt ein. Aber was hier geschieht, soll und muss sozial geschehen: Fast 57 Prozent der Spandauer Haushalte sind aufgrund ihrer niedrigen Einkommen sozialwohnungsberechtigt – mit der höchste Anteil im Westen der Stadt. Nur in Neukölln ist er mit knapp 61 Prozent höher.

Unbezahlbarer Wohnraum

Der Senat hört zwar die Signale, doch die Fakten nähren Zweifel, ob sie auch verstanden werden: 2017 wurden von 3.000 bewilligten Sozialwohnungen nicht einmal 200 gebaut. Weitgehend unklar ihr Anteil an den 194.000 Wohnungen, die laut Stadtentwicklungsplanung bis 2030 insgesamt errichtet werden sollen. Jedenfalls werden die bis 2021 jährlich 5.000 neu gebauten Sozialwohnungen, die Senatorin Katrin Lompscher (Linke) unlängst versprach, kaum ausreichen in einer Stadt, in der inzwischen selbst die Bezieher mittlerer Einkommen kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden.

Großer Bedarf

Doch, Berlin baut – eben nur nicht für jeden. Das gilt auch für das Gelände des ehemaligen Flugplatzes Staaken, heute Eigentum der Prinz von Preussen Grundbesitz AG. Diese errichtet hier für Eigentümer den „The Metropolitan Park“, geplant sind in den nächsten fünf Jahren bis zu 240 Wohnungen. Neben solchen Leuchttürmen für gehobene Ansprüche hat Spandau jedoch auch seine Großsiedlungen im Blick – wie beispielsweise jene am Brunsbütteler Damm/Heerstraße. Aus Mitteln des Programms „Stadtumbau West“ soll das 440 Hektar große Gebiet zwischen Louise-Schroeder-Siedlung und Grundschule am Amalienhof aufgewertet und besser den Erfordernissen des demografischen und wirtschaftlichen Wandels angepasst werden.

„Im Fördergebiet gibt es deutliche Instandhaltungsdefizite an Gebäuden, großen Sanierungsbedarf im öffentlichen Raum, soziale Infrastruktur und Einzelhandel müssen erweitert werden“, heißt es aus dem Bezirksamt. Deshalb orientiert sein integriertes städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) auf einen modernen, grünen und sozial ausgewogenen Wohnstandort. Insbesondere junge Familien mit Kindern beeinflussen den erwarteten Zuwachs – das verstärke die Anforderungen an einen lebenswerten Kiez mit bezahlbaren Wohnungen. Spandau ist auf dem Weg.

Text: Manfred Wolf/JZ, Bild: NAOS II Baukultur GmbH