Christopher Bauder & Kangding Ray zeigen SKALAR im Kraftwerk.

„Ich war schon immer fasziniert von Licht“, sagt Christopher Bauder, Künstler und Gründer von Skalar, einer mehrdimensionalen Kunstinstallation auf über 3.000 Quadratmeter Fläche. Gemeinsam mit dem französischen Künstler und Musiker David Letellier, besser bekannt als Kangding Ray, erschafft er etwas ungewöhnlich Neues. Eine Synästhesie aus Musik und Licht. Die Zusammenführung von Klang und Schein, soll eine Reise ins Unfassbare: die Tiefe der menschlichen Emotionen ermöglichen. Die Grundemotionen Traurigkeit, Wut, Angst und Freude stehen im Mittelpunkt und sollen nicht nur angesprochen, sondern ausgelöst werden. Das 20 Meter hohe Kraftwerk und sein industrieller Charakter eignen sich perfekt für das Experiment. „Die Dunkelheit hier ist wirklich einzigartig“, sagt Bauder, der weltweit mit den unterschiedlichsten räumlichen Beschaffenheiten gearbeitet hat.

Licht & Musik

Die Installation befindet sich im ersten Stock des Kraftwerks, auf einer Länge von 40 Metern. 65 kinetisch bewegbare Spiegel, 180.000 einzeln steuerbare LEDs, 90 Scheinwerfer und ein massives Soundsystem machen das Unmögliche möglich. „Der technische Aufwand ist Wahnsinn“, sagt Bauder. Obwohl sämtliche Techniker im Schatten der Installation verborgen bleiben, sei ohne sie ein Projekt dieser Dimension nicht möglich. Die Durchführung von Computersimulationen beispielsweise bedarf technischer Expertise. Wenn die Grenzen des Machbaren neu definiert werden, stößt allerdings auch Technik an ihr Limit. „Das muss alles vor Ort ausprobiert werden.

Man muss es sehen und fühlen“, so Bauder. Der Prozess der Synästhesieerzeugung sei immer noch nicht komplett abgeschlossen.Für David Letellier alias Klangding Ray ist das Projekt etwas vollkommen Neues. Normalerweise legt er als DJ auf Festivals und in Clubs auf. „Eine Komposition für so einen Raum zu machen ist etwas ganz anderes, als ein Set im Berghain.“ Seine Musik sei genau für diesen Ort konzipiert und eine Antwort auf Raum und Zeit. „Über Musik zu reden ist schwierig“, sagt der studierte Architekt. Er betont den magischen Effekt dieses abstrakten Mediums, seine Tiefgründigkeit und eine gleichzeitige unfassbare Nähe.

Neue Welten

Erst beim Erleben der Kunstinstallation wird verständlich, wofür den Künstlern die Worte fehlen. Intensives Licht strahlt aus unzähligen, sich bewegenden Scheinwerfern an der zehn Meter hohen Decke. Expressive Musik vermischt sich mit der visuellen Komponente und erzeugt eine transzendentale Anziehungskraft. Der Boden vibriert und Illusion und Realität scheinen zu verschmelzen. Die Köpenicker Straße scheint fern, man könnte sich genauso gut in Paris befinden, in New York, oder auf einem anderen Planeten. Ein magisches Gefühl der Grenzenlosigkeit entsteht. Genau das möchten die Künstler erreichen. „Die Gefühle sind in Aufruhr, die Welt ist in Aufruhr. Man denkt, man kommt nicht mehr mit. Aber eigentlich ist das alles nur in unserem Kopf. Eine Illusion. So wie das hier“, sagt Bauder.

Im Rahmen des CTM-Festivals wird es während des Ausstellungszeitraums von vier Wochen (27. Januar – 25. Februar) vier Live-Performances geben. Die Dramaturgie sei eine ganz andere, weil alle acht Grundemotionen bearbeitet würden. Ungefähr 2.000 Tickets gibt es pro Show, „die ersten beiden Shows sind fast ausverkauft.“ Das sei aber auch gut so, sagen die Künstler, die das Projekt zum Großteil selbst finanziert haben. „Wir hoffen, dass genug Leute kommen. Auch, um die Kosten zu decken“, so Bauder und Ray. Mehr Informationen zur Lichtinstallation gibt es online.

Text: Christina Lopinski, Bilder: Dorothea Engel, Titel: SKALAR by WHITEvoid