Konzept für neue Nutzung soll bis Ende März vorliegen.
Seit 42 Jahren ist der Bierpinsel eines der Wahrzeichen von Steglitz-Zehlendorf. Doch die Zukunft des denkmalgeschützten Baus ist ungewiss. Ein sogenanntes Kapselhotel könnte dort entstehen. Das Prinzip der unter anderem in Amsterdam erprobten Kapselhotels: Gäste nächtigen in vollautomatischen Miniboxes. Es wäre die erste Unterkunft dieser Art in Berlin. Sollten sich die Hotelpläne realisieren lassen, wären auch Büroflächen für Start-Ups denkbar. Das wurde jetzt bei einem Runden Tisch zum Bierpinsel bekannt.
Zwei Optionen
Axel Bering, Geschäftsführer der Schlossturm GmbH, der Eigentümerin des Bierpinsel, stellte zu Beginn das bisherige Konzept für die 1.200 Quadratmeter Nutzfläche vor. Allein auf Gastronomie vertraut er nicht: „Der Restaurantbetrieb im Bierpinsel hat nie gut funktioniert.“ Da das Erbbaurecht eine Wohnraumnutzung verbietet, plant er einen offenen Restaurantbetrieb auf einer der vier Etagen. Für den Rest gibt es zwei Optionen. Büroflächen für Start-Ups oder ein Kapselhotel. Auch eine Skybar sei im Gespräch.
Die Resonanz unter den rund 50 Besuchern des Runden Tisches war positiv. Ein Hotel würde die Schloßstraße wiederbeleben, ein Restaurant die kulinarische Vielfalt vergrößern, so der Tenor. Einige Anwohner wünschen sich mehr Kunst und Kultur, sie schlugen vor, einen Ort für Kleinkunst, Ausstellungen oder Künstlergruppen zu schaffen. „Eine kulturelle Nutzung ist schön, rechnet sich aber nicht“, konterte Bering. Nicht nur die Leerstandkosten müssten ausgeglichen werden. 2,5 Millionen Euro werden zukünftige Investitionen voraussichtlich umfassen.
Neustart ab 2021
„Wir warten jetzt auf ein Konzept“, so Petra Margraf von der Abteilung für Immobilien, Umwelt und Tiefbau des Bezirksamtes. Es gilt: ohne Konzept kein Bauantrag, ohne Bauantrag kein Baustart. Das Problem, so Bering, sei der Brandschutz. Aktuell verfügt der Bierpinsel über nur einen Fluchtweg. Das ist gegen die Vorschrift. Aber Bering ist optimistisch. „Wir kriegen das in den Griff.“ Eigentümerin Tita Laternser hat 2006 den Bierpinsel mit dem Erbbaurecht erworben. Das Gebäude gehört ihr, das Grundstück dem Bezirk. Deshalb muss die künftige Nutzung mit dem Bezirk abgestimmt werden. Bis Ende März soll das Konzept vorliegen. Frühestens im Jahr 2021 sei mit einer Wiederinbetriebnahme des Bierpinsels gerechnet werden, so Bering.
Kurz vor Schluss kam das Thema Sotheby’s zur Sprache. Im Online-Katalog des britischen Auktionshauses wird der Bierpinsel derzeit für 3,2 Millionen Euro angeboten. Ein Verkauf sei derzeit aber kein Thema, so Bering.
Seit zwölf Jahren steht das frühere Turmrestaurant leer. Mehrere Besitzer scheiterten an der Bewirtschaftung. Im vergangenen Jahr wurden Spekulationen über Verkaufsabsichten laut, dann über Asbest in den Fassadenplatten.
Text: Christina Lopinski, Bild: imago/Schöning