Gesundheitsstadtrat fordert mehr Geld vom Senat für Drogenkonsummobil.

Im Schillerkiez sind Anwohner in großer Sorge. Kürzlich wurden auf dem Spielplatz an der Mahlower Straße Spritzbestecke gefunden. Und nicht nur dort hinterlassen Drogenkonsum und Drogenkriminalität zunehmend Spuren. Frei- und Spielflächen drohen zur Gefahrenzone für Kinder zu werden, warnt eine Gruppe von Bürgern, die in dieser Woche zu einer öffentlichen Diskussionsrunde eingeladen hatte. Es ging um die Frage: Was muss getan werden, um gegenzusteuern?

Kurs ändern

Die Grünen fordern seit Jahren eine „andere Drogenpolitik“. Ein Vorschlag lautet, das Drogenkonsummobil, das derzeit am S-Bahnhof Neukölln eingesetzt wird, auch im Schillerkiez aufzustellen. Bei Gesundheitsstadtrat Falko Liecke stößt der Vorschlag auf offene Ohren. Allerdings liege die Entscheidung nicht allein beim Bezirk. „Um das Drogenkonsummobil auch an anderen Standorten einsetzen zu können, brauchen wir ein größeres Zeitkontingent für dieses Angebot“, so der CDU-Politiker. Eine entsprechende Finanzierung sei beim Senat angefragt worden.

Derzeit ist die rollende Anlaufstelle, wo Suchtkranke unter hygienischen Bedingungen und medizinischer Aufsicht Drogen konsumieren und Suchtberatungsangebote in Anspruch nehmen können, montags bis mittwochs von 13 bis 17 Uhr verfügbar. Liecke schwebt vor, die Öffnungszeiten auf sieben Tage pro Woche und am Wochenende bis 23 Uhr zu verlängern. Auch die Straßensozialarbeit will Liecke ausdehnen, sobald die Finanzierung steht. Der im vergangenen Frühjahr gestartete Einsatz des Drogenkonsummobils am S-Bahnhof Neukölln habe sich bewährt. Seit Juni 2017 zählte die Einrichtung etwa 425 „Konsumvorgänge“ von 70 regelmäßigen Besuchern. Meist setzten sie sich eine Heroin-Spritze.

Liste für Spritzen

Liecke: „Auf diesem Wege werden die Abhängigen davon abgehalten, dem Konsum in Hauseingängen oder dunklen Ecken nachzugehen. Das hebt die Lebensqualität aller Menschen im Quartier.“ Den Hilferuf aus dem Schillerkiez habe das Bezirksamt gehört. Derzeit werden die Spritzenfunde aus verschiedenen Bezirksregionen dokumentiert, um herauszufinden, wo die wahren Hotspots liegen, sagt Liecke. Dort könnte fortan die Straßensozialarbeit ausgebaut werden.

Diese liegt derzeit in den Händen des Fixpunkt e.V. „Wir sehen die Notwendigkeit und Dringlichkeit, für Drogenkonsumierende in Neukölln das Angebot des medizinisch beaufsichtigten Konsums auszuweiten“, sagt Mitarbeiterin Nicola Blättner. „Neben der zeitlichen Ausweitung des bisherigen Angebots wäre ein stationärer Drogenkonsumraum im Bezirk zu wünschen.“ Eine derartige Einrichtung fordert auch die Linke-Fraktion im Bezirksparlament.

Text: Nils Michaelis, Bild: Oliver Schlappat