Unterschutzstellung des Plattenbau-Altstadt-Ensembles nur noch eine Frage der Zeit.

„Plattenbauensemble im Altstadtstil“, „Plattenbaukunst“ – das sind nur zwei Beispiele, wie die meisten Berliner das Nikolaiviertel bewerten. Touristen jedoch lieben das ruhige Viertel unweit des Alexanderplatzes. Und auch über die Denkmalwerdung des Gebäudeensembles wird seit Langem diskutiert. Nun dürfte es bald so weit sein. „Die Unterschutzstellung steht kurz bevor, es sind nur noch wenige Arbeitsschritte offen“, so auch Christine Wolf, Sprecherin des Landesdenkmalamts Berlin auf eine Anfrage des Berliner Abendblatts.

Lange Geschichte

Sein heutiges Aussehen erhielt das Nikolaiviertel im Jahr 1987 zur 750-Jahr-Feier der Stadt. Sechs Jahre wurde zuvor an rund 800 neuen Wohnungen und zahlreichen Geschäften und Lokalen gebaut. Zwischendrin die bildbestimmenden Arkadengänge. Verantwortlich zeichnete der Architekt Günter Stahn. Dabei sollte der alte historische Charme wieder aufleben. Im Verbund mit der für DDR-Bauten damals typischen Bauweise, vorgefertigte Teile zusammenzusetzen, entstand das heutige Viertel.

Alt und Neu

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Mehrzahl der Lokale und Häuser zerstört, anschließend durch DDR-Plattenbauten ersetzt. Lediglich die Außenmauern von St. Nikolai und einige wenige Häuser waren noch intakt. Die Nachbauten tragen heute die gleichen Namen wie vor 800 Jahren. So weit reicht die Geschichte des Nikolaiviertels tatsächlich zurück. Im Gasthaus „Zum Nussbaum“ kehrte schon Heinrich Zille ein und auch das Lokal „Zur Rippe“ wurde nach historischen Vorbild wieder aufgebaut. Der Architekt wollte die „Urbanität der frühbürgerlichen Stadt“ hervorheben, konnte dabei aber nicht auf den „Reiz des zufälligen Entstehens“ setzen.

Immerhin entstand das Viertel in einem Guss. Anwohner und Besucher scheint das weniger zu stören. Nicht ohne Grund gehört das Nikolaiviertel längst zu den beliebtesten Anziehungspunkten für Berlin-Besucher.

Besucher-Magnet

Rund 2.000 Bewohner verzeichnet das Viertel zudem nach wie vor. An kaum einem anderen Ort gehen Alt und Neu eine engere Beziehung ein als hier. Auch deshalb stellte der CDU-Abgeordnete und frühere Innensenator Frank Henkel Ende letzten Jahres eine Anfrage an den Senat bezüglich des Denkmalwerts des Viertels.

Der Denkmalschutz für das Areal würde auch die Arkaden schützen. Um die gab es in der vergangenen Zeit auch immer wieder Diskussionen. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) schlug vor, die Arkaden zu schließen, um die Verkaufsflächen zu steigern. Das und andere für das Nikolaiviertel so charakteristische und bei den Besuchern beliebte Merkmale dürften in Zukunft erhalten bleiben. Wann genau der Denkmalschutz greift, ist noch nicht bekannt.

Text: Redaktion/Katja Reichgardt, Bilder: Katja Reichgardt