Kleine und große Vorschläge beim Bürgerdialog Samariterkiez.

Wenn es darum geht, wie das Zusammenleben im Samariterkiez in Zukunft aussehen soll, dann sind die Meinungen darüber so vielfältig wie der Kiez selbst. Probleme gibt es jede Menge, wie an vielen anderen Orten in Berlin auch. Kleine und große, lösbare und solche, die unlösbar zu sein scheinen. Sie auszusprechen und Ideen dafür zu sammeln, was den Kiez als Kiez sichern kann, war eines der Ziele einer Anwohnendenwoche in der Rathauspassage. Etliche Menschen haben mitgemacht, doch eine Gruppe hat sich ganz bewusst dem Dialog verweigert.

In einem leer stehenden Ladenlokal hatte die Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) im Auftrag des Bezirks alles gesammelt, was Anwohner auf den zu beschriftenden Stellwänden hinterlassen wollten. Der Ärger über die CG-Gruppe, die durch ihr Bauprojekt an der Rigaer Straße zum Symbol für Gentrifizierung und Verdrängung geworden ist, war hier immer wieder zu lesen, ebenso wie die Unzufriedenheit mit steigenden Mieten und Lückenbebauungen mit teuren Wohnimmobilien.

Sorge Verdrängung

„Miete und Verdrängung ist das Thema Nummer 1“, bestätigte auch Konstanze Fritsch von der SPI-Stiftung, die kurz vor dem Ende der Aktion eine mehrheitlich positive Reaktion auf das Gesprächsangebot resümierte. Die Kiez-Bewohner hatten vieles zu sagen. Jugendliche klagten auf den Stellwänden über den ruppigen Umgang der Polizei mit ihnen. Andere von ihnen wünschten sich einen Ort, an dem sie sich überhaupt aufhalten könnten, ohne verjagt zu werden. Manche Kiezbewohner wünschen sich einen attraktiven Dorfplatz, zum Beispiel im Bereich der Kirche.

Im Samariterkiez bereiten vor allem die Mieten Sorgen

Wieder andere klagten über viel zu kurze Grünphasen bei den Fußgängerampeln, Vermüllung und Scherben, die ihrer Meinung nach von Touristen stammen. Einige wünschen sich mehr Abfalleimer, die Wiedereinführung von Kontaktbereichsbeamten, beklagen sich über eine von ihnen als schlecht wahrgenommene Kommunikationspolitik des Bezirks. Kaum ein Thema waren die Rigaer Straße und die autonome Szene. Die Straße selbst war eher im Gespräch, weil so mancher gar nicht so unglücklich über die aktuelle Vollsperrung ist, weil es keinen Autoverkehr mehr gibt.

Auswertung beginnt

Unzählige solcher Anregungen, Klagen und Wünsche wird die Stiftung nun zunächst fotografisch dokumentieren und veröffentlichen. Dann geht es an die Auswertung, erläuterte Konstanze Fritsch. Die Bürger-Kommentare würden sortiert und an die zuständigen Ämter im Bezirk weitergeleitet, wo dann geprüft wird, ob kurzfristig eine Lösung zu finden ist oder nicht.

Bei Ampelschaltungen und fehlenden Mülleimern dürfte das leichter zu machen sein, als bei den steigenden Mieten. Die Erwartungen, denen sich der Bezirk stellen muss, sind hoch, denn – auch das kam bei der Befragung heraus – der Frust darüber, wie sein Umgang mit den Bürgern in der Vergangenheit wahrgenommen wurde, ist groß. „Da sind wir jetzt in der Pflicht“, so Konstanze Fritsch.

Eine Gruppe hat an der Befragung nicht teilgenommen: Die autonome Szene lehnte den Dialog ab. Dieser Versuch der Integration sei ebenso zu bekämpfen wie die Repression, hieß es in einem Statement im Internet.

Text & Bild: Oliver Schlappat