Anlage am Columbiadamm sorgt für ein Stück mehr Normalität.

Für die 150 Geflüchteten aus den Hangars des Flughafens Tempelhof ist das Leben in den letzten Tagen ein Stück normaler geworden. Sie waren die ersten, die in die neuen Tempohomes am Tempelhofer Feld ziehen konnten. Das bringt ihnen mehr Privatsphäre und ein deutlich selbstbestimmteres Leben mit sich. Die Verantwortlichen aus den Behörden zeigten sich erleichtert, dass die Anlage nun endlich in Betrieb genommen werden konnte.

Schrittweiser Bezug

Insgesamt werden am Columbiadamm 1024 Plätze für Geflüchtete zur Verfügung stehen. Rund 650 sind bezugsfertig, 400 sollen bis Jahresende mit Leben gefüllt werden. Mehr sei wegen des Verwaltungsaufwands, der dahintersteckt, nicht zu schaffen, so Matthias Nowak, Sprecher der Tamaja GmbH, die auch schon für die Betreuung in der Einrichtung im Flughafenhangar zuständig war. Die Wohnmodule sind jeweils für bis zu vier Personen ausgelegt. Sie haben eigene Sanitärbereiche und – ganz wichtig – eine eigene Küche. „In den ersten zwei, drei Wochen nach dem Einzug wird hier durchgehend gekocht“, so Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten. Ein eigentlich alltäglicher Akt wird zum Symbol für die neue Selbstständigkeit, die es in der alten Notunterkunft im Hangar nicht geben konnte.

Spielplätze inklusive

Kurz vor dem Bezug wirkte die neue Unterkunft noch etwas gespenstisch. Container an Container, stets gefüllt mit der gleichen funktionalen Möblierung. Auf den zweiten Blick verbergen sich auch Spielplätze, Treffpunkte mit Sitzbänken und sogar ein Basketballfeld in der Tempohome-Siedlung. Das ist wichtig, wenn so viele Menschen, vor allem auch viele Kinder, auf relativ engem Raum zusammenleben.

Die Wohnmodule sind in Gruppen arrangiert

Wenn der vierte Bauabschnitt Anfang des Jahres fertiggestellt wird, erhöht sich die Zahl der Bewohner auf bis zu 1024, da bedarf es gewisser Infrastruktur. In den Tempohome-Blöcken befinden sich deshalb auch Wasch- und Trockenräume. Ein ganzer Block ist für die Kinderbetreuung vorgesehen, und auch Schulungsräume für Erwachsene gibt es. „Wir dürfen die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen und müssen auch an die Eltern der Kinder denken“, erläutert Sascha Langenbach

Erschwerte Bedingungen

Darüber hinaus ist die Anlage kein hermetisch abgeschlossener Bereich. Wenn Bewohner Besuch empfangen oder die Kinder ihre Freunde mitbringen wollten, sei das überhaupt kein Problem, so Matthias Nowak von Tamaja. Auch das ist ein Stück neuer Normalität. 17 Millionen Euro hat die neue Unterkunft gekostet – eine enorme Summe, jedoch handelt es sich auch um den größten aller existierenden und noch geplanten Tempohome-Standorte in Berlin, dessen Errichtung angesichts des Tempelhofer Feld-Gesetzes und aus Denkmalschutzgründen unter erschwerten Bedingungen erfolgte. Versorgungsleitungen mussten überirdisch gelegt werden, der Boden durfte nicht angetastet werden. Auch muss die Anlage Ende 2019 wieder abgebaut sein. Was mit den Modulen dann passieren wird, darüber muss die Politik noch entscheiden.

Bezugspersonen bleiben

Aus humanitärer Sicht ist die Einrichtung jedenfalls ein klarer Schritt nach vorne. „Die alte Notunterkunft war für alle eine prekäre Situation“, so Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler. „Aber wir haben sie lange gebraucht“. Dass jetzt der Umzug in die Tempohomes angelaufen ist, war auch für sie erleichternd. Und es sei es gut, dass mit Tamaja die Betreiberfirma und damit die Bezugspersonen für die Geflüchteten die gleichen bleiben würden.

Text & Bilder Oliver Schlappat