Hausdurchsuchung: In einem Casino in der Marzahner Straße waren die Karten radioaktiv manipuliert.

Bei der Entdeckung dieses wirklich gefährlichen Taschenspielertricks schauten selbst die erfahrenen Beamten des Berliner Landeskriminalamtes nicht schlecht. Mitte November organisierten sie in einem gemeinsamen Einsatz mit Mitarbeitern der Strahlenmessstelle  bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie dem Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit eine Razzia in einem Restaurant, einem Club-Center sowie einer Karaoke-Bar in der Marzahner Straße auf der Bezirksgrenze zwischen Hohenschönhausen und Marzahn.

Die Razzia

Im Fokus der Ermittlungen stand dabei eine 41-jährige Restaurantbesitzerin, in deren Lokal mit radioaktiv kontaminierten Karten gespielt worden sein soll. Bei einer Routinekontrolle in einer Abfallbehandlungsanlage in Rüdersdorf wurde im November 2016 eine erhöhte radioaktive Belastung in einem Müllfahrzeug gemessen. Der Tourenplan der Müllfahrzeuge und der Abfall selbst brachte die Polizei auf die richtige Fährte an die Marzahner Straße und zum Erlass der Durchsuchungsbeschlüsse für die Geschäfte und Räume dort. Bei näherer Untersuchung wurde man bei  ausgestanzten Teilen von Spielkarten fündig, die mit radioaktivem Jod 125 belastet waren.  Insgesamt fanden die ermittelnden Polizisten 13 mit Jod 125 kontaminierte Spielkartenteile. Kriminaltechniker sowie Mitarbeiter der Berliner Strahlenschutz-Behörden sicherten die Beweismittel.

Mit Geräten

Bei den sichergestellten Teilen handelt es sich um etwa 20 Millimeter große, runde Ausstanzungen aus Spielkarten, die sich nur durch die Farbe des Deckblattes unterscheiden. Alle markierten Karten hatten die gleiche Farbe. Durch einen verdeckt am Körper getragenen Detektor konnten sich die Falschspieler einen Vorteil beim Glücksspiel verschaffen. Gute Gewinne waren mit diesen Markierungen gewiss.

Das Gift

Jod 125 ist ein sogenanntes Nuklid, das normalerweise in der Medizin verwendet wird. Innerhalb einer Halbwertszeit von 60 Tagen halbiert sich die Radioaktivität. Die direkt an den Kartenteilen gemessene Radioaktivität überschritt die Absperrgrenze zwar um das Achtfache, nach Angaben der Polizei nahm die Gefährdung aber wenige Zentimeter entfernt sehr stark ab. In 50 Zentimeter zu den Kartenteilen war sogar keine erhöhte Strahlung mehr messbar. Eine Kontaminationsgefahr gab es daher nur bei unmittelbarem Kontakt ohne Schutzkleidung. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachtes der Freisetzung ionisierender Strahlen dauern an. Alle betroffenen Räume wurden versiegelt.

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