Umbenennung: Stadtteilvertretung plädiert weiter für Ehrung von NS-Widerständlern.
Wenn vier Jahre um den Namen eines Platzes gestritten wird, muss man in Berlin sein. Auch im Wedding hat die Debatte um die Umbenennung von Straßen und Plätzen fast schon Tradition. In diesem Fall geht es um den bisher namenlosen Rathausvorplatz zwischen der neuen Schiller-Bibliothek und dem Rathaus an der Müllerstraße. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte plante zur Neugestaltung des Platzes auch seine Benennung.
Die Eigentümerin des Platzes, die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) stimmte der Idee dem neuen Platz auch einen neuen Namen zu geben zu und forderte gleichzeitig die Teilnehmer der BVV dazu auf, Vorschläge einzureichen. Schnell einigten die sich auf das Weddinger Arbeiter-Ehepaar Elise und Otto Hampel, die bis zu ihrem Verrat im Jahr 1943 auf Handzetteln und Postkarten zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen. Beim Verteilen dieser Schriften in Schöneberg wurden sie von einer Anwohnerin denunziert und im April 1943 im Gefängnis Plötzensee hingerichtet.
Stadtteilvertretung dafür
Auch die Stadtteilvertretung „mensch.müller“, die sich um die Belange rund um die Müllerstraße kümmert, sprach sich deshalb für die Ehrung des Ehepaares aus, deren Schicksal bereits Hans Fallada als Inspiration für seinen Roman „Jeder stirbt für sich allein“ diente. Doch aus der Idee den Widerständlern auf diese Weise zu gedenken, wurde nichts. Zunächst meldete das Straßen- und Grünflächenamt ob der eigentlich unnötigen Umbenennung und Zuweisung neuer Hausnummern Zweifel an, dann zog auch die BIM ihren Antrag auf eine Benennung zurück.
Es folgten Online-Petitionen und Proteste der Weddinger Bürger und schließlich auch eine erneute Antragsstellung der BIM. Laut Artikel Fünf des Berliner Straßengesetzes können Privatflächen auf Antragsstellung des Eigentümers benannt werden, sofern dies im öffentlichen Interesse, insbesondere im Verkehrsinteresse liegt und dies zur Sicherstellung ausreichender Orientierungsmöglichkeiten notwendig ist.
Neue Idee
Doch auch dieser wurde schließlich vom Straßen- und Grünflächenamt abgelehnt, die Letzteres nicht als gegeben sahen. Walter Frey von der Stadtteilvertretung und das restliche Team von „mensch.müller“ aber halten an der Forderung nach einer sichtbaren Ehrung für Elise und Otto Hampel fest. „Wir hätten natürlich gerne den gesamten Platz gehabt, um das Ehepaar Hampel zu ehren. Das ist natürlich nicht das, was wir oder die Bürger sich vorgestellt haben. Die Stadtteilvertretung schlägt nun vor, zumindest den Abschnitt der Limburger Straße zwischen Müllerstraße und Genter Straße nach Elise und Otto Hampel zu benennen“ Hier dürften auch keine Anlieger oder bürokratischen Stolpersteine im Weg liegen.
„Bei diesem Abschnitt handelt es sich nicht um eine Straße im eigentlichen Sinne, sondern faktisch um einen Fußweg; nach unserem Kenntnisstand sind hier auch keine Anlieger von einer Namensgebung betroffen.“ Das zuständige Vermessungsamt hat bereits signalisiert, dass es auch keine rechtlichen Bedenken gegen die Benennung des Weges gebe. Die BIM wiederum erklärt sich bereit statt der Benennung, auf dem Platz eine Gedenkstelle zu finanzieren. Die Bauarbeiten am Weddinger Rathausplatzes sollen bis zum Ende des Jahres endgültig abgeschlossen sein. Vielleicht dann schon mit einem angrenzendem Elise-und-Otto-Hampel-Weg.
Katja Reichgardt, Bilder: Katja Reichgardt, imago/ Jürgen Ritter