Kiez engagiert sich für sinnvolle Nutzung des Beamtenwohnhauses.
Bröckelnde Wände, die Spuren eines Feuers, fortgeschrittener Verfall: Das ehemalige Beamtenwohnhaus an der Nordseite des Bahnhofs Ostkreuz hat bessere Zeiten gesehen. Für das Gebäude selbst und das Grundstück gibt es eine Reihe von Interessenten. Die Bahn bereitet den Verkauf vor – und im Stadtbezirk mehren sich die Stimmen, die ein sinnvolles und für den Kiez positives Konzept fordern sowie einige Ideen dafür haben. Ob sich das Unternehmen für so ein Konzept entscheidet, steht auf einem anderen Blatt.
Lange eingerüstet
Wer das Ostkreuz in Richtung Nordosten verlässt, kann das alte Beamtenhaus gar nicht übersehen. Bis Mitte der 90er-Jahre war es noch bewohnt. Nach dem Feuer um die Jahrtausendwende hat es die Bahn im Jahr 2010 einrüsten lassen, um das stark beschädigte Gemäuer vor den schlimmsten Witterungseinflüssen zu schützen. Allerdings auch nicht freiwillig, sondern auf Anordnung der Denkmalschutzbehörde. Üblicherweise neigt die Bahn dazu, leer stehende Gebäude eher nicht instand zu halten. Tatsächlich hatte sie zwischenzeitlich sogar einen Abrissantrag gestellt.
Nach Informationen von Sven Heinemann (SPD) werden bis zur Ausschreibung noch 12 bis 18 Monate vergehen. Geht es nach ihm und anderen Aktivisten im Bezirk, soll der Bahn bis dahin ein sinnvolles Nutzungskonzept vorgelegt werden können. Vielleicht, so die Hoffnung, lässt sie sich auf diese Weise davon abbringen, es an den Meistbietenden abzugeben, so wie es die Bahn in der Vergangenheit immer wieder getan hat, zum Leidwesen von Politik und Anwohnern. Die Einflussmöglichkeiten in den Verwaltungen auf dieses Vorgehen sind begrenzt.
Sven Heinemann, der als Friedrichshainer, Eisenbahn-Fan und Abgeordneter gleich mehrere Gründe hat, sich hier zu engagieren, hat einige Ideen, was an diesem Standort entstehen könnte. „Kommerzielle Investoren werden an dieser Stelle sicher eine Form von Gastronomie eröffnen, aber passiert dann mit dem Rest des Gebäudes?“ Dort sei zum Beispiel eine soziale Nutzung vorstellbar, sagt er. Es gebe viele Leute im Kiez, die daran arbeiten würden, dass das Beamtenwohnhaus sinnvoll genutzt wird. Besonders gut wäre es aus seiner Sicht, ein Konzept zu entwickeln, hinter dem auch der Senat stehen könne. Das könne die Bahn vielleicht davon abbringen, das Gebäude einfach an den Höchstbietenden abzugeben, hofft Heinemann.
Oliver Schlappat, Bilder: Stefan Bartylla