Trotz Bemühungen scheint das Ende des Kiez-Treffs besiegelt/Projekte suchen neue Unterkunft.

Vor 1993 befand sich in dem Gebäude des Nachbarschaftshauses am Lietzensee ein Seniorenheim. Nach deren Auszug erschufen engagierte Bürger hier einen sozialen und kulturellen Treffpunkt, der seitdem allen Bewohnern im Bezirk offensteht. Damit könnte es aber bald vorbei sein. Wie das Abendblatt bereits im Juli berichtete, kündigte das Bezirksamt eine grundlegende Sanierung des Gebäudes an, das den 65 Gruppen, 15 Beratern und zahlreichen, ehrenamtlichen Mitarbeitern anschließend nicht mehr zur Verfügung stehen soll.

Dem Beschluss des Bezirksstadtrats Carsten Engelmann folgte Ernüchterung und Enttäuschung beim Verein. Nach 26 Jahren sollen sie einer Sanierung und möglichen neuen Mietern weichen. Seit kurzem steht auch fest, wer nun in die Räumlichkeiten in der Stadtvilla in der Herbartstraße 25, am Lietzensee einziehen wird. So verkündete Carsten Engelmann, dass das Dachgeschoss und die erste Etage für den Einzug der Wilmersdorfer Seniorenstiftung umgebaut werden sollen. Auch ein neuer Name soll her, da „Nachbarschaftshaus kein geschützter Begriff“ sei, so der Stadtrat.

Ungewisse Zukunft

Eine Rückkehr der Ehrenamtlichen rückt damit in weite Ferne. Auch Geschäftsführerin Annette Tafel hält fest: „Das Nachbarschaftshaus soll zum 31.12.2017 geschlossen und das Haus anschließend primär als Sitz der Wilmersdorfer Seniorenstiftung genutzt werden. Ein Konzept für soziale Angebote lässt sich bisher leider nicht ausmachen.“ Nicht nur für die Leiterin und ihre Mitarbeiter ein herber Verlust.

Für viele im Bezirk war das Nachbarschaftshaus stets ein gefragter Anlaufpunkt. Hier kamen Menschen unterschiedlichen Alters, Religion und Hautfarbe zusammen. Kritik übt der Verein vor allem am Bezirksamt und dem Bezirksstattrat Carsten Engelmann, die sie nur unzureichend über den Fortgang informiert hätten und Unwahrheiten verbreiteten. Zwar habe ihnen dieser am 19. April mitgeteilt, dass sie das Haus wegen einer Sanierung ab Januar 2018 verlassen müssten, damals beteuerte er aber noch die Möglichkeit im Anschluss zurückkehren zu können.

Ausweichquartiere gesucht

Die scheint es nach aktuellem Stand nicht mehr zu geben. Auch kam es in den vergangenen Monaten zu keiner Aussprache mit Carsten Engelmann, der zuvor noch seine Unterstützung bei der Findung von Ausweichstandorten zugesichert hatte. Die Mitarbeiter und Nutzer des Hauses fordern nun diese Übergangsunterbringungen und mehr Unterstützung vom Bezirk. Allen Nutzergruppen und Projekten des Nachbarschaftshauses am Lietzensee bietet die Geschäftsführung Hilfe bei der Unterbringung in passende Ausweichquartiere an. Hier hoffen die Betreiber aber auch auf die Unterstützung des Bezirks.

Katja Reichgardt, Bild: imago/Schöning/66396180