Bezirksfraktionen fordern mehr Geld und Personal für die Anlage.

Unter der dramatischen Überschrift „Botanischen Garten retten!“ haben die Bezirksfraktionen von FDP, SPD, Linke und AfD das Bezirksamt in einem Antrag aufgefordert, sich beim Senat und der Freien Universität für ausreichend Personal- und Sachmittel einzusetzen. „Anlass unserer Initiative war der Hilferuf des Gartens, dass aufgrund der angespannten personellen Situation weitere Flächen stillgelegt werden müssten“, sagt FDP-Fraktionschef Kay Ehrhardt. Schon jetzt seien einige Bereiche mit Planen abgedeckt. Ehrhardt: „Wir brauchen abgestimmte Konzepte und den Willen aller Beteiligten, um den Garten aufzuwerten.“ Steglitz-Zehlendorf dürfe nicht noch mehr landesweite Einrichtungen verlieren. Doch der Bezirk habe weder Pläne noch Geld.

Knapper Etat

Hinter dem satten Grün
schlummern einige Probleme

Der Botanische Garten müsse selbst aktiv werden, um seine Strahlkraft zu erhöhen, heißt es beim Senat. Das sieht Garten-Direktor Thomas Borsch anders: Seit 2008 setze man einen Masterplan zur Entwicklung der touristischen Infrastruktur um, habe die eigenen Einnahmen deutlich gesteigert. Das Problem seien ein anhaltend knapper Etat und zu wenig Personal – aktuell fehlten 50 Stellen. Eine Folge: Das Victoria-Gewächshaus wurde zwar für 7,5 Millionen Euro saniert, aber – wie auch andere Bereiche des Gartens – nicht bepflanzt. Seit seiner Eingliederung in die Freie Universität vor 22 Jahren müsse der Garten, so Borsch, mit einem Budget von rund 8,5 Millionen Euro jährlich leben. Das sei viel zu wenig angesichts der wachsenden Aufgaben in Lehre, Forschung, Gartenpflege, Tourismus und Kultur.

Dieser Zuschuss der öffentlichen Hand steige bis 2021 auf knapp 10,4 Millionen Euro, sagt Ina Czyborra, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. „Der Garten ist in seiner Substanz und seinen Kernaufgaben nicht gefährdet.“ Allerdings sei die Personaldecke sehr eng. Daraus resultierten Konflikte mit den Beschäftigten und unsichere Verträge mit Saisonkräften. Zudem habe die jahrelang untertarifliche Bezahlung zu einer tiefen Zerrüttung geführt, die bis heute nachwirke. Inzwischen hat die FU die Personalkosten sparende Betriebsgesellschaft wieder aufgelöst, jetzt gilt ein Tarifvertrag.

Mit 43 Hektar und mehr als 500.000 Besuchern habe der Botanische Garten große gesamtstädtische Bedeutung, sei unverzichtbar als Wissenschaftsstandort, Tourismusmagnet, „grüne Lunge“ und Arbeitgeber, bekräftigt der Wissenschaftssenat. Von den bis 2022 jährlichen Etat-Steigerungen von 3,5 Prozent an der FU profitiere auch der Garten. „Wir gehen davon aus, dass durch diese Erhöhung die FU weiterhin alles tun wird, um eine umfassende Bewirtschaftung sicherzustellen“, so ein Sprecher. Überdies wird bis 2019 ein 14 Millionen Euro schweres Paket für eine bessere touristische Infrastruktur umgesetzt.

Jürgen Zweigert, Bild: I. Haas, Botanischer Garten und Botanisches Museum