Bürgerinitiative und Linke fordern Nachbesserungen.

Der Stadtplatz am Kaisersteg wird als eine der größten Attraktionen von Oberschöneweide vermarktet, doch viele Menschen im Kiez sehen noch großen Verbesserungsbedarf. Katalin Gennburg, Linke-Abgeordnete aus Treptow-Köpenick, nennt den Ort am Spreeufer eine „Betonwüste“. Auch Olaf Liebig von der Bürgerinitiative Schöneweider Ufer hat einige Ideen auf seiner Liste: „Viele Menschen wünschen sich ein gemütlicheres Ambiente, mehr Aufenthaltsqualität und mehr Grün. Denkbar wäre auch ein Spielplatz. Im kommenden Jahr wollen wir einen Teil des Nebenbereichs begrünen und umgestalten.“ Zudem, so Liebig, leide der Platz darunter, dass der angrenzende Uferweg an der Spree nur Stückwerk ist. Auch in der Bezirksverordnetenversammlung ist man sich des Problems bewusst. Im vergangenen Jahr hatte die BVV  das Bezirksamt aufgefordert, ein Urban-Gardening-Projekt im Bereich Kaisersteg und Kranbahnpark zu unterstützen.

Gefährliche Altlasten

Der Stadtplatz ist das Ergebnis eines Gutachterverfahrens, das der Senat vor zwölf Jahren ausgelobt hatte. Die Bürger von Oberschöneweide wurden laut Senat durch ein Beteiligungsverfahren einbezogen. Eine Maßgabe war damals, den Platz so zu gestalten, damit dort Ausstellungen und Stadtteilfeste stattfinden können. Für die Platzgestaltung gilt ein unbegrenztes Urheberrecht des Planungsbüros. Demnach müsste dort für jede Änderung das Einverständnis eingeholt werden. Weil im Boden viele industrielle Altlasten schlummern, wurde das Areal mit  einer  Betondecke versiegelt.  Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ist mit der Entwicklung des Stadtplatzes weitgehend zufrieden. „Dieser wird von den Bürgern sehr gut angenommen und hat sich zu einem attraktiven Treffpunkt entwickelt“, erklärt Staatssekretär Sebastian Scheel (Die Linke) in seiner Antwort auf eine Anfrage Gennburgs. „Neben dem weiteren Ausbau der Schauhallen mit kulturellen und künstlerischen Nutzungen belebt sich der Platz auch zunehmend durch die steigende Zahl von Studenten an der nahe gelegenen Hochschule für Technik und Wirtschaft.“ Weitere Maßnahmen seien nicht geplant. Zuständig sei das Bezirksamt, so Scheel.

Die auch von Liebigs Bürgerinitiative geforderte durchgängige Öffnung des Uferwegs sei schon immer ein wichtiges städtebauliches Ziel gewesen, wegen der industriellen Nutzung aber nur in Teilen umgesetzt werden, sagt Scheel. Gennburg gibt sich mit seinen Ausführungen nicht zufrieden, vor allem, was die Aufenthaltsqualität betrifft: „Nachts treffen sich dort ein paar Biertrinker, aber tagsüber ist dort fast niemand.“ Für mehr Leben könnten regelmäßige Märkte, eine Boulebahn und andere Freizeitangebote sorgen, so die Expertin für Stadtentwicklung. Neue Pläne für den Stadtplatz und den Uferwege müssten mit der Frage verbunden werden, wie aus Schöneweide langfristig ein „Zukunftsort“ werden soll. Vor gut zwei Jahren hatte der Senat das Quartier als einen von zehn Zukunftsorten benannt. Damit gemeint sind Wirtschaftszentren im direkten Umfeld von Hochschulen. „Der Senat muss seinen Plan für Schöneweide mit Leben erfüllen, wir warten auf Vorschläge“, sagt Gennburg.

Nils Michaelis, Bild: imago/Jürgen Ritter