Modernes Schloss Charlottenburg nach Renovierung.
Acht Jahre lang ließ sich die gesamte Pracht des Schloss Charlottenburgs nur erahnen. Besucher versuchten zwischen den Baugerüsten einen Blick auf die Fassade und Fenster aus den unterschiedlichsten Epochen zu werfen. Meist verdeckten aber die Bau- und Modernisierungsarbeiten der vergangenen Jahre den Blick. Doch damit ist es nun vorbei. Bis Ende Oktober sollen auch die letzten Baugerüste abgebaut und Makel behoben werden.
Diese markieren dann das Ende der längsten Bauphasen an dem beliebten Schloss seit seiner Wiederherstellung nach seiner Zerstörung im Jahr 1944. Dabei wurden nicht nur dringend notwendige Reparaturen und Sanierungen durchgeführt, im Schloss gibt es künftig auch einen Aufzug, der Mobilitätsbehinderte in den ersten Stock befördert und modernen Brandschutz. Modernisiert wurde aber nicht nur von außen, auch im Inneren wurde einiges gemacht.
Acht Jahre Sanierung
So sind nun auch die königlichen Paraderäume fertig und können wieder besichtigt werden. „Die gesamte Schlossanlage befand sich auf dem baulichen Stand der 50er Jahre. Mit der denkmalgerechten Sanierung der vergangenen Jahre sind nun Brandschutz, Barrierefreiheit und Energieeffizienz in der Neuzeit angekommen“, so Ayhan Ayrilmaz von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Insgesamt wurden 700 Fenster restauriert, 6.300 Isolierverglasungen ausgetauscht und 4.000 Meter Heizung isoliert. Und dabei kamen einige Überraschungen zum Vorschein.
So stellte sich heraus, dass die Originalfassade des Schlosses nicht gelb, sondern rot gewesen sein muss. Die Stiftung entschied sich dennoch dafür das bekannte Gelb zu behalten. Ganz in Rot erstrahlt dafür der Terrassensaal. Mit dieser Farbe soll der Raum auch früher ausgestattet gewesen sein. Überhaupt, wollte die für die Sanierung zuständige Stiftung das Schloss und seine Innenräume wieder so herstellen, wie sie ursprünglich im 17. und 18. Jahrhundert ausgesehen haben. Mithilfe des Freundeskreises der SPSG wurden auch einige Kunstwerke und Möbelstücke zurückgekauft, die vorher verliehen oder verkauft wurden.
Neu und alt17
Ayhan Ayrilmaz, Direktor der Abteilung Architektur der Stiftung freut sich über die baldige Fertigstellung der Renovierung. In den Zimmern mit Blick auf den Garten wurde früher zwar nicht gewohnt, dafür haben Besucher hier den besten Blick auf den Park rund um das Schloss. Highlight des Rundgangs durch die neugestalteten Paraderäume aber ist das Baldachinbett König Friedrichs I., dessen Restauration alleine rund 120.000 Euro gekostet hat.
Das soll „vielen fürstlichen Personen an ihren Vermählungstagen zum Beylager“ gedient und auch Friedrich dem Großen am Herzen gelegen haben. Entgehen lassen sollten sich Besucher auch das private Schlafzimmer der ehemaligen Preußenkönigin Sophie Charlotte nicht. Ihr Gemach wurde in mühsamer Kleinarbeit wieder so eingerichtet wie es zu ihrer Zeit ausgehen haben soll – inklusive zahlreicher Bilder, die schon damals ihre Zimmerwand geschmückt haben.
Stolz zeigt sich die Stiftung auch angesichts der Einhaltung des festgesteckten Zeit- und Finanzrahmens. Insgesamt wurden 16,4 Millionen Euro für die Modernisierung ausgegeben. Von dem Ergebnis können sich Besucher ab sofort überzeugen.
Katja Reichgardt, Bilder: Daniel Lindner, thinkstock/istock/erzetic