Nachnutzung: Beuth-Hochschule plant seit Jahren einen zweiten Standort im Terminal A
Finale in zwei Wochen: Am 24. September wird auch über TXL entschieden – bleibt der Airport offen oder nicht? Das Nein der Politik zu seiner Offenhaltung kollidiert mit einem möglicherweise positiven Bürgervotum. Hoffnungsvoll registriert das Rote Rathaus die inzwischen wieder sinkenden Zahlen der TXL-Befürworter. Volkes Nein würde die emotionale Debatte über die Versäumnisse und Absurditäten Berliner Flughafenpolitik etwas entschärfen. Ohnehin – so der Senat – sei das Volksbegehren rechtlich nicht bindend und an der bestehenden Gesetzeslage nicht zu rütteln: TXL schließt, so oder so. Alles andere würde zu einem Jahre andauernden, milliardenteuren Schrecken ohne Ende ausufern. Doch der Poker dauert an.
Völlig überbelegt
Ein Poker, der für die Beuth-Hochschule für Technik existenziell ist: Ihr Hauptsitz im Wedding an der Luxemburger Straße platzt seit Jahren aus allen Nähten. Vor fast 50 Jahren errichtet und für 4.000 Studenten konzipiert, drängeln sich hier heute mehr als 12.000; Provisorien allerorten, eine Zumutung für den Lehrbetrieb. Geplant ist deshalb ein zweiter Standort im Terminal A. Bleibt Tegel auf unbestimmte Zeit offen, sind die Beuther Expansionspläne Makulatur. „Das hätte fatale Folgen; es gibt keine Alternativen“, sagt Vizepräsident Prof. Hans Gerber. „Acht Jahre haben wir an der Umsetzung unseres großen Ziels gearbeitet. Ein perfektes Gelände, das mit dem geplanten Forschungs- und Industriepark Wissenschaft und Wirtschaft innovativ zusammen bringt. Besser geht’s nicht.“
Riskante Details
Bei einem Verzicht auf Tegel müssten die Beuther ganz von vorn anfangen – aber wo bauen? Ein Neubau für Beuth irgendwo würde nach Einschätzung des Wissenschafts-Senats rund 158 Millionen Euro kosten. Aber es gibt kaum noch dafür geeignete Flächen in Berlin; die Grundstückpreise sind exorbitant hoch und steigen weiter. Ein unkalkulierbares Risiko. Die Kosten für die Sanierung und den Umbau des Terminals A zu der Hochschul-Lehrstätte beliefen sich – so der Bausenat – auf etwa 163 Millionen Euro. Auch das nicht im Detail kalkulierbar; müssen doch die gesamte Fassade des Terminals erneuert, die Fenster wärmegedämmt, Dächer und Terrassen komplett saniert werden. Dennoch: „Für diese Summe bekommen wir nirgendwo anders so viel Raum und Entfaltungsmöglichkeiten für Lehre und Forschung“, sagt Gerber.
Tausende Jobs
Für Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) jedenfalls haben die TXL-Planungen „einen hohen verbindlichen Charakter“. Nach den Senatsplänen entsteht auf dem fast 500 Hektar großen Gelände „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ – einer der größten Wissenschafts- und Unternehmensparks Berlins; rund 17.000 Arbeitsplätze in 1.000 Betrieben, Instituten, Labors, Start Ups; 5.000 Studierende, Theorie und Praxis innovativ dicht beieinander.
Warum sollte hier nicht gelingen, was am anderen Ende der Stadt – in Adlershof – gelungen ist? Allerdings kann die Realisierung des gewaltigen Vorhabens erst angepackt werden, wenn der BER öffnet und ein halbes Jahr später TXL den Flugbetrieb einstellt. Vor 2019/2020 geschieht das wohl nicht. „Das TXL-Terminal bleibt unser Favorit“, bekräftigt Gerber. „Diese Hoffnung darf nicht sterben.“
Jürgen Zweigert, Bilder: imago/Schöning, Imago/Reiner Zensen