Film: Lichtblick-Kino zeigt neue Dokumentation.

Selten war ein Dokumentarfilm in den vergangenen Monaten so bewegend und nah an der Realität wie das Werk von Regisseur Jakob Preuss. Schon 2011, noch bevor überhaupt von einer Flüchtlingskrise die Rede war, begann der Filmemacher und Jurist an den Außengrenzen der EU mit den Vorbereitungen für seinen nun in den Berliner Kinos laufenden Dokumentarfilm. Sein Fokus lag zunächst auf der europäischen Innenansicht, auf dem Grenzregime und auf Institutionen wie Frontex und der Bundespolizei. Dann traf Jakob Preuss auf Paul Nkamani – und änderte seine Pläne. Kennengelernt haben die beiden sich in einem improvisierten Flüchtlingscamp in Marokko. Von da ging es für Paul in mehreren Etappen in die Erstaufnahme für Asylsuchende in Eisenhüttenstadt und schließlich in das elterliche Wohnzimmer des Regisseurs. Zwischendurch verschlägt es Paul auf ein Schlauchboot nach Europa. Die Überfahrt nimmt jedoch einen tragischen Ausgang: Die Hälfte seiner Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Jakob  sieht Bilder der Rettung im Fernsehen und beschließt sich auf die Suche nach Paul zu machen und ihn  wiederzusehen.

Schicksalshafte Begegnung

Die beiden treffen sich in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim wieder. Hier fasst Paul den Plan nach Deutschland weiterzureisen. Fortan begleitete er den Kameruner auf seiner Flucht aus seiner Heimat nach Deutschland. Viereinhalb Jahre nachdem Pauls Odyssee begonnen und er seine Mutter in Kamerun verlassen hat, zieht er zu Jakobs Eltern ins ehemalige Kinderzimmer des Regisseurs. Aber ist er nun wirklich in Deutschland angekommen? Anhand eines Einzelschicksals beleuchtet der Film die einzelnen Aspekte der Migrationsdebatte so ergreifend und anschaulich wie lange kein anderer Film. „Als Paul über das Meer kam“ thematisiert sowohl Fluchtursachen, Leben im Transit, Gefahren einer Mittelmeerüberquerung, Sichtweisen des Grenzschutzes, als auch Vorgaben durch das Europäische Asylsystem bis hin zur Ankunft am Sehnsuchtsort und gelebte Willkommenskultur.

Film-Event

Im Rahmen des 38. Filmfestivals Max-Ophüls-Preis feierte die Doku vor einigen Wochen ihre Deutschlandpremiere im Dokumentarfilmwettbewerb und gewann bereits einige Preise. Wer den Film sehen und Einblicke in seine Entstehung gewinnen möchte, hat dazu am 23. September, 18 Uhr,  Gelegenheit. Dann wird Jakob Preuß im Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77,  zu Gast sein und „Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung“ vorstellen.

kr/red, Bild: Weydemann Bros. Juan Sarmiento G.