Oberverwaltungsgericht bestätigt Entscheidung des Bezirksamts.
Seit Monaten hält der Streit um eine kleine Touristenabsteige, die eigentlich gar nicht betrieben werden dürfte, die Gegend rund um die Weserstraße in Atem. Wieder mal geht es um die Frage: Wem gehört der Kiez? Jetzt hat das Oberverwaltungsgericht Berlin (OVG) ein wichtiges Urteil gefällt .
Die Richter bestätigten die Entscheidung des Bezirksamts, dem „Fantastic Foxhole Hostel“ den Betrieb zu untersagen. Das OVG kommt zu dem Schluss, die Herberge werde rechtswidrig geführt. Gegen die Entscheidung können keine Rechtsmittel eingelegt werden, erklärt Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Ob das Hostel, wie vom Bezirksamt angestrebt, aber wirklich so schnell wie möglich geschlossen wird, ist völlig unklar. Zum Beginn dieser Woche konnten über die Website noch immer Betten gebucht werden.
Große Belastung
Der Betreiber ließ Anfragen dieser Zeitung unbeantwortet. Das vom Bezirk verhängte Betriebsverbot hatte er zuvor als „wirtschaftsfeindlich“ und „weltfremd“ kritisiert. Seinen Antrag auf Nutzungsänderung hatte das Bezirksamt im Juli abgelehnt. Die Begründung: Das 35-Betten-Hostel im Hinterhof der Weserstraße 207 stelle eine zu große Belastung für die Nachbarn im Wohngebiet dar. Die „Nachbarschaftsinitiative Weserkiez“, vom Hostelchef als „Bürgerwehr“ tituliert, feiert das OVG-Urteil als Erfolg. „Erstmals wird das rechtswidrige, ausschließlich an maximalem Profit orientierte Geschäftsgebaren eines Touristifizierungs- und sozialen Verdrängungsakteurs mit dieser Deutlichkeit rechtlich in die Schranken gewiesen, zugunsten des Schutzbedürfnisses der Anwohnenden in dem allgemeinen Wohngebiet Weserkiez“, teilt das Bündnis mit. Der Beschluss stelle „einen riesigen politischen und juristischen Etappensieg gegen den Ausverkauf der Berliner Kieze und ihre Ummodelung in reine Party- und Kommerzialisierungszonen dar“. Seit der Eröffnung des Hostels habe es vor allem nachts ständig Lärm durch Rollkoffer und feiernde Menschen vor der Unterkunft gegeben.
Guter Ruf
Das Vorgehen der Nachbarschaftsinitiative, die ein breites Netzwerk für ihre Interessen mobilisiert hatte, ist allerdings nicht unumstritten. Das „Fantastic Foxhole Hostel“ befindet sich an dem ehemaligen Standort des Clubs und Restaurants „Fuchs & Elster“. Auch dieser Einrichtung hatte die Gruppe vorgeworfen, dazu beizutragen, den Wandel des Quartiers zum Touristen- und Partykiez voranzutreiben, in dem Anwohner keinen Platz mehr hätten. Nachbarn sammelten Unterschriften. Ende vergangenen Jahres schloss das Etablissement, das sich in der ganzen Stadt einen Ruf als anspruchsvolle Konzertstätte erworben hatte. Auch die Küche genoss hohes Ansehen. Fakt ist allerdings auch, dass das „Fuchs & Elster“ in vielen Reiseführern auftauchte und daher bisweilen von sehr vielen, vor allem jungen, Touristen besucht wurde. Wem gehört der Kiez? Das ist in der Weserstraße noch immer eine ungelöste Frage.
nm, Bild:Bild: imago/TRavel-Stock-Image