Baustelle und Leerstand machen verbliebenen Geschäften zu schaffen.

Nach der Commerzbank, der Berliner Bank und der Sparkasse an der Kreuzung Oranienburger Straße, Wilhelmsruher Damm werden in den kommenden Tagen nun auch Video World und der toom Baumarkt ihre nahe gelegenen Filialen in Wittenau schließen. Einzelhändler und Filialisten vor Ort befürchten jetzt ein weiteres Fortschreiten der Leerstandstendenzen. „Die vielen und langen Leerstände sind doch immer ein Ausdruck für die Attraktivität eines Standortes“, sagt Christin Kindt, die ihr Augenoptikergeschäft hier schon seit vielen Jahren betreibt. Sie wundert sich nicht, dass sich viele Gewerbetreibende in Einkaufszentren besser aufgehoben fühlen. Dort würde man gegen langen Leerstand sofort etwas unternehmen.

[col type=“half“]

Fehlende Kunden

Die Attraktivität des Wittenauer Einkaufsortes habe hingegen in den vergangenen Monaten ganz offensichtlich nachgelassen, ohne dass jemand dagegen etwas unternommen hätte. “Kundenfrequenz und die Kaufkraft sind definitiv gesunken“, sagt sie.

[/col]

[col type=“half last“]

[hr style=“double“]

„Ich bitte alle Beteiligten, neue Ideen für den Kiez zusammen zu tragen“

Björn Wohlert (CDU)

[hr style=“double“]

[/col]

Das bemerke man bereits an den schon teilweise durchgeführten Verkürzungen der Öffnungszeiten einiger inhabergeführter Geschäfte. Auch die Bezirkspolitik beschäftigt sich jetzt ernsthaft mit dieser Problematik. „Ich sehe mit großer Sorge den innerhalb kürzester Zeit wachsenden Leerstand in Wittenau. Daher müssen wir gemeinsam mit den Geschäftsleuten und Bürgern zügig alle Anstrengungen unternehmen, um den dauerhaften Leerstand hier zu vermeiden“, so der Wittenauer Bezirksverordnete Björn Wohlert (CDU). An Verbesserungsvorschlägen mangelt es nicht. „Mehr attraktive Geschäfte, mehr Grün, Sauberkeit und vor allem bessere Parkmöglichkeiten müssen her“, fordert Christin Kindt kurz und knapp.

Politische Hilfe

Ein Tenor, den auch Björn Wohlert teilt. Er ergänzt diesen Wunschkatalog noch um ein konkretes Angebot. „Die Wittenauer Bürger wünschen sich doch seit langem einen neuen Drogeriemarkt im Kiez. Bislang haben DM und Rossmann eine Ansiedlung in Wittenau abgelehnt. Ich werde jetzt erneut das Gespräch mit diesen Drogeriemarktketten und auch mit Müller und Budnikowsky, suchen“, erläutert der seine Initiative. „Darüber hinaus bitte ich die Wittenauer und Reinickendorfer Geschäftsleute, Bürger und auch Vermieter, weitere Ideen zu nennen und Interessenten zu vermitteln.“ Das gemeinsame Ziel sei es, dem Leerstand sinnvoll und zügig entgegen zu wirken.

Durch die Baustellen an der Oranienburger Straße fehlt es auch an zahlreichen Parkplätzen

„Eines der größten Probleme für die Neuvermietung sind die fehlenden Parkflächen“, erläutert Melanie Philipp, die Geschäftsführerin der Philipp GmbH. Ihr Unternehmen verkauft bereits seit siebzig Jahren Eisenwaren, Gartengeräte und Hausrat an Groß- und Einzelhandelskunden vom Wittenauer Standort aus. Seit den Baumaßnahmen rund um die Oranienburger Straße würden viele Kunden den Bereich meiden. Sie hofft, dass alle hier noch ansässigen Händler die lange Phase der Bauzeit überhaupt überstehen und es nicht zu noch mehr Leerständen rund um die Oranienburger Straße kommt. Als eine konsequente Attraktivitätssteigerung sähe sie den Ausbau der Fläche Bauhaus/Edeka und Ecke Roedernallee/Eichborndamm mit Einzelhandelsflächen. „In jedem Fall muss etwas zur Verbesserung der Parksituation getan werden“, sagt sie und würde hier auch den Ausbau mit einer Tiefgarage oder einem Parkhaus begrüßen.

Kommunikation verbessern

Auch die Kommunikation und Unterstützungsbereitschaft für Geschäftsleute durch die Bezirkspolitik müsse stark verbessert werden. „Leider findet seitens des Bezirks eine Kommunikation bezüglich der Baumaßnahmen Oranienburger Straße nicht statt. Aus meiner Sicht wäre es kein Problem und kein allzu großer Aufwand gewesen, die Händler per Rundschreiben oder E-Mail darüber zu informieren“, sagt sie und ergänzt, „aus eigener Erfahrung weiß ich leider auch, dass Maßnahmen der Händler zur optischen Verbesserung des Umfeldes nur wenig Unterstützung vom Bezirksamt bekommen.“

Text & Bilder: Stefan Bartylla