Der Museumskomplex verliert seine Attraktionen – das Nachdenken um die künftige Nutzung hat begonnen.
Der Museumskomplex zwischen Lansstraße und Arnimallee hat seine Attraktionen verloren. Seit Jahresbeginn sind das Ethnologische und das Asiatische Museum dicht. Lediglich das Museum für Europäische Kulturen hält noch die Stellung. Das einstige Epizentrum außereuropäischer Kunst und Kultur im Südwesten Berlins leidet seit Jahren unter einem „Tod auf Raten“. Denn seit 2002 ist klar, dass seine weltberühmten Exponate nach Mitte ins Humboldt Forum ziehen werden. Die Besucherzahlen sanken von einst mehr als 500.000 auf noch knapp 100.000 jährlich, kraftvolle Konzepte lohnten sich nicht mehr. Erst die Schließung beider Häuser und der nahende Umzug rissen besorgte Bürger und Politiker aus der Lethargie.
Großer Flickenteppich
Das Credo heißt jetzt: Dahlem muss als bedeutende Museumsstätte erhalten bleiben! Es hat viele auf den Plan gerufen, die endlich klare Konzepte für eine Weiternutzung der Häuser fordern. „Wir wollen hier keine museale Resterampe, auch ein alleiniger Forschungsstandort ist uns zu wenig“, so Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Adrian Grasse, forschungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus: „Dahlem muss Ort der Wissenschaft und Kultur bleiben. Die Konzentration des Berliner Kulturangebots in Mitte kann nicht im Interesse einer wachsenden Metropole liegen.“ So sieht es auch Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU): „Kunst und Kultur dürfen nicht nur im inneren Stadtring stattfinden.“ Das Gelände sei ein großer Flickenteppich. Nach wie vor ist unklar, wann welche Flächen frei würden. „Es gibt viele gute Ideen, aber noch keine, die zündet. Wir brauchen Attraktionen, die Touristen, doch vor allem auch, wie früher, dauerhaft interessierte Besucher anlockt.“
Lebendiger Ort
Das Sagen hat allerdings der Bund mit seiner Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Ihr gehört das Gelände Sie favorisiert einen „Forschungscampus Dahlem“, einen „lebendigen Ort der Forschung und des Erkenntnistransfers, der mit benachbarten Institutionen einen geisteswissenschaftlichen Fixpunkt schafft“. Stiftungs-Präsident Hermann Parzinger beschwichtigt die Gemüter: Das Museum Europäischer Kulturen soll mittelfristig bleiben. Weil das in Friedrichshagen geplante Großdepot der Stiftung auf Eis liege, würden die Sammlungen der geschlossenen Museen Dahlem erhalten bleiben. Auch die Abguss-Sammlung antiker römischer und griechischer Plastiken der Freien Universität könnte von Charlottenburg nach Dahlem ziehen. Parzinger sieht hier ein „Schaufenster der Wissenschaft“.
Jürgen Zweigert, Bild: David von Becker/SSMB