Verkehr: Bundesverwaltungsgericht beurteilt den Bau einer oberirdischen Trassenführung als rechtlich zulässig und weist Klage zurück.
„Ein schwarzer Tag für Lichtenrade!“ Die Bürgerinitiative (BI) Lichtenrade-Dresdner-Bahn e.V. ist fassungslos. 20 Jahre lang haben etliche Anwohner für eine Tunnellösung der Dresdner Bahn gekämpft. Vergeblich. Die nun vom Bundesverwaltungsgericht genehmigte Bauweise, bei der die Bahnhofstraße unter die Bahngleise am S-Bahnhof Lichtenrade geführt wird und die damit verbundene Schließung des Bahnübergangs Wolziger Zeile für den Fahrzeugverkehr ist nicht mehr aufzuhalten.
Versprechen gebrochen
„Der Senat von Berlin hat uns im Stich gelassen, weil er sich nicht an der Klage beteiligt hat“, heißt es seitens der BI. Es habe bis zum Schluss keine verbindliche Zusage gegeben, einen Teil oder die gesamten Mehrkosten einer Tunnellösung vom Land Berlin zu übernehmen. Dies bestätigt auch der Tempelhof-Schöneberger CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak: „Das verkündete Urteil zum ebenerdigen Ausbau der Dresdner Bahn ist eine herbe Enttäuschung.“ Der Tunnel sei letztendlich an der Verweigerung des Landes gescheitert, Mehrkosten zu übernehmen. Der jetzige Regierende Bürgermeister Michael Müller, der zuvor als Stadtentwicklungssenator fungierte, trage wesentlich die Verantwortung dafür. Die Senatsverwaltung teilt mit, sie habe sich ebenso mehr als 15 Jahre für einen Tunnel eingesetzt und sehe nun keine Möglichkeiten mehr, diesen durchzusetzen. Auf konkrete Nachfrage des Berliner Abendblattes, welche Bemühungen konkret dahinter gesteckt haben, wird mitgeteilt: „Der jetzige Senat ist seit einem halben Jahr im Amt und hatte keinerlei Möglichkeit mehr, in das Verfahren einzugreifen. Statt in die Vergangenheit schauen wir jetzt nach vorne.“ Gemeinsam mit dem Bezirk wolle man versuchen, die ebenerdige Lösung so stadtverträglich wie möglich zu gestalten.
Aktives Zentrum
Das Gebiet um die Bahnhofstraße wurde für das Programm „Aktive Zentren“ ausgewählt. Lokale Akteure und Gewerbetreibende sollen unterstützt werden, um ein vielfältiges Handels- und Dienstleistungsangebot zu entwickeln. Paradox, findet die BI. Durch die Schließung der Wolziger Zeile werde künftig nur mehr Verkehr durch die Bahnhofstraße geleitet.
Eine Chance für die Bürger Lichtenrades, eine Teilung durch neue Mauern zu verhindern, sei vertan worden, weil wieder einmal das Geld und nicht die Vernunft entschieden habe. Laut Senat hätte sich die Fertigstellung der Dresdner Bahn um weitere zehn Jahre verzögert, Mehrkosten in vielfacher Millionenhöhe wären aufgetreten und die S2 hätte für mehrere Jahre voll gesperrt werden müssen. Die Bürgerinitiative will nicht einfach aufgeben. Sie kündigte in einer Informationsveranstaltung an, vor das Bundesverfassungsgericht ziehen zu wollen.
Sara Klinke, Visualisierung: DB AG/vectorvision