Immer wieder gibt es Straßensperrungen wegen maroder Leitungen.

Fast im Monatstakt legen Wasserrohrbrüche Berlins Hauptstraßen lahm. Die Wasserversorgung ist oft nur kurz unterbrochen, dafür erzwingt der Austausch der kaputten Rohre oft wochenlange Baustellen, die zu erheblichen Einschränkungen des Verkehrs führen. So im Mai geschehen in der Attillastraße, in der Invalidenstraße und – aktuell – auf der Landsberger Allee. Die ist bis Ende Juni stadtauswärts voll gesperrt.

Gute Quote

Rohrbruch – 2016 mal wieder in der Stralauerstraße

Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB), erklärt: „Die großen Baustellen bedeuten natürlich erhebliche Einschränkungen für die Autofahrer. Wir müssen aber das Gesamtbild betrachten. Und da steht das Berliner Netz ziemlich gut da.“ Die Zahlen würden keinen Anlass zur Sorge geben. Bei insgesamt 8.000 Rohrkilometern sei die Zahl der Schäden – über die letzten 30 Jahre gesehen – immer weiter zurückgegangen. Mit einer Quote von 0,07 Schäden pro Netzkilometer im Trinkwassernetz lägen die BWB im Bundesvergleich weit unter den Richtwerten. Hinzu komme, dass die Zahl der Schäden an den Berliner Abwasserdruckleitungen kaum mehr zu messen sei.

Bauarbeiten dauern

Quote hin, Quote her: In reinen Zahlen ausgedrückt, bedeutet das, dass es in Berlin immer noch mehr als 600 Rohrbrüchen im Jahr gibt. Von den meisten kleineren Schäden bekommt kaum jemand etwas mit, aber jeder Schaden an einer Hauptleitung bereitet sofort größere Probleme. Diese Leitungen verlaufen nämlich meist unter Hauptstraßen. Was viele nicht wissen können: Die Baugruben bei Rohrarbeiten bleiben deshalb immer eine ganze Weile offen, weil nach der eigentlichen Reparatur mehrtägige Testläufe erfolgen und etwaige Verschmutzungen sorgfältig ausgespült werden müssen. Die Rekonstruktion der Fahrbahn schließlich ist das teuerste und aufwendigste am Rohrbruch und braucht dann auch ihre Zeit. Der neue Straßenbelag muss abbinden und trocknen. Das führt zu Baustellen, an denen nicht gearbeitet wird und über die Autofahrer sich gerne ärgern.

Neuer Verein

„Mit durchschnittlich 54 Jahren“, so BWB-Sprecher Natz, „sind unsere Rohre nicht zu alt. Sie sind für eine Betriebsdauer von mindestens 100 Jahren ausgelegt. Außerdem investieren wir jährlichen etwa 150 Millionen Euro, um das Leitungsnetz für Frisch- und Abwasser planmäßig zu erneuern.“ Um die Belastung des Verkehrs möglichst gering zu halten, würden viele Arbeiten inzwischen mit grabenlosen Techniken ausgeführt. Die Leitungen könnten oft erneuert werden, ohne dass die Straße aufgerissen wird. Außerdem haben sich die großen Infrastrukturbetriebe zum Verein Infrest e.V. zusammengeschlossen. Dessen Ziel: die Koordination von Arbeiten an der Infrastruktur. So sollen künftig die verschiedenen Leitungen für Gas, Wasser, Strom und Telekommunikation gleichzeitig saniert werden, damit nicht immer wieder an gleicher Stelle eine Baustelle entsteht.

Philip Pai, Bild: imago/Raimund Müller, Bild: imgao/Olaf Wagner