Verkehr: Das Projekt „Radbahn“ soll mehr Menschen für den Umstieg aufs Fahrrad begeistern.

Mit dem Fahrrad einmal quer durch die Stadt und das ungestört vom hektischen Autoverkehr: Entlang der U-Bahnlinie 1 soll eine durchgehende Fahrradstrecke entstehen. Der größte Teil der neun Kilometer langen „Radbahn“ wird dabei unter der Hochbahn verlaufen. Dieses Ziel hat der Verein paper planes, dessen acht ehrenamtliche Mitglieder im vergangenen Jahr eine Studie erstellt haben, um das Projekt zu verwirklichen.

Beliebte Ziele

Die Radfahrer starten zunächst ohne Dach knapp 400 Meter nach dem Bahnhof Zoo und folgen dem Radweg quer über den Breitscheidplatz. Am Beginn der Tauentzienstraße und auch am U-Bahnhof selbst sollen Rad-stellplätze entstehen. Am Wittenbergplatz vorbei führt die Strecke weiter bis zum Nollendorfplatz. Ab dort soll der Weg dann unter dem Dach der Hochbahn weitergeführt und auch zum Teil unter den Bahnhöfen durch geleitet werden. In Richtung Kreuzberg verläuft die Route durch den Park am Gleisdreieck und anschließend am Landwehrkanal entlang bis hin zu den Hotspots Kottbusser Tor und Görlitzer Bahnhof. Das Ziel ist der „Radbahnhof“ Oberbaum auf dem Grundriss des ehemaligen U-Bahnhofs Stralauer Tor an der Oberbaumbrücke. Der Weg soll jedoch nicht einem einfachen Radweg gleichen, sondern eine Promenade für Radfahrer darstellen, mit Rastplätzen an beliebten touristischen Zielen.

In einer Stadt des ständigen Umbruchs und Chaos sei das Ziel eine stressfreie Route zur Entspannung und zum Umschauen, heißt es von paper planes. „Mit unserem Projekt wollen wir neue Impulse für den Radverkehr in Berlin geben“, erzählt der Architekt Matthias Heskamp aus dem Team Radbahn Berlin. „Was damals für das Autofahren geschaffen wurde, soll heute für die Radfahrer ermöglicht werden.“ Durch das Projekt könne auf kreative Weise die Infrastruktur für Radfahrer ausgebaut werden, um somit den Radverkehr zu fördern. Stefan Gelbhaar, Grünen- Fraktionssprecher für Verkehrs-, Medien- und Netzpolitik, hält die Idee für eine gute Möglichkeit, die innerstädtischen Radwege aufzubessern. „Während die Radrennwege außerhalb des Rings verlaufen, könnte die Radbahn, die quer durch die Stadt führt, die Innenstadt entlasten“, so Gelbhaar.

Günstiger als gedacht

Die Idee und das Konzept sind da, nun liege es in den Händen des Senats, ob das Projekt als bau- und bezahlbar anerkannt wird, sagt Heskamp. Der Verein hat bereits die Möglichkeiten überprüft und das Projekt an vorhandene Radwege und an die Infrastruktur angepasst, um dem Senat entgegenzukommen. Auch die Kosten sollten keine Hürde darstellen. Paper planes rechnet je nach Standard mit zwölf bis 13 Millionen Euro. Das sei weniger als gedacht. Das Ingenieurunternehmen Arup hatte bis zu 26,72 Millionen Euro errechnet. Die schnelle Bestätigung des Senats sei der nächste wichtige Schritt. „Wir hoffen auf Unterstützung und bleiben am Ball“, sagt Heskamp. Das Berliner Abgeordnetenhaus lässt das „Radbahn“-Konzept derzeit prüfen.

Marley Lackermann, Bild: Reindeer Renderings