Schon vor der Geburt des Kindes beginnt für viele Eltern die Suche nach einem Betreuungsplatz. Es gibt kaum ein Berliner Quartier, wo der Geburtenboom und der Zuzug von außen nicht zu spüren ist. Nur mit Mühe lässt sich der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, der für Kinder ab einem Jahr gilt, auch wirklich durchsetzen. Kürzlich brachte eine Meldung weitere Aufregung in die Debatte darüber, wie die Betreuungssituation für unter Dreijährige verbessert werden kann. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ließ wissen, die Hauptstadt brauche 13.000 weitere Krippenplätze. Demnach hatten im vergangenen Jahr 50.589 der insgesamt 110.324 Kinder im Alter von unter drei Jahren einen Krippenplatz. Das entspricht einem Anteil von 45,9 Prozent. Der Bedarf läge aber bei 57,8 Prozent. Mit dem Mehrbedarf von 11,9 Prozent liege Berlin bundesweit im Mittelfeld.

Falsches Bild

Durch die Studie entsteht ein völlig falsches Bild der Berliner Situation“, kommentierte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie die Zahlen des IW. „Die Aussage, dass derzeit in Berlin 13.000 Kita-Plätze fehlen, trifft nicht zu.“ Die Platzsituation sei zwar aktuell angespannt, dennoch gebe es noch mehr als 1.000 nicht besetzte Plätze. Fakt ist aber auch aus Sicht des Senats: Der Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten steigt und steigt. Jugendstaatssekretärin Sigrid Klebba ließ in ihrer Antwort auf eine Anfrage der CDU-Fraktion wissen, bis zum Ende des Kitajahres 2019/2020 würden in ganz Berlin etwa 30.000 neue Kitaplätze benötigt. „Diesem Ausbaubedarf liegt für diesen Zeitraum unter anderem ein prognostizierter Zuwachs von rund 5.000 zu betreuenden Kindern im Alter von null bis unter drei Jahren (ohne Flüchtlingskinder) zugrunde“, so die SPD-Politikerin. In Pankow zählen die Stadtteile Karow, Blankenburg/Heinersdorf, Pankow-Süd, Helmholtzplatz und Prenzlauer Berg Süd zu den Gebieten, in denen die Reserven an Krippenplätzen ausgeschöpft sind und in denen noch dazu ein steigender Bedarf erwartet wird. Dafür werden in Blankenfelde/Niederschönhausen, Weißensee Ost und Prenzlauer Berg Nord immerhin noch Reserven bei allerdings steigendem Bedarf vermeldet. Dennoch glaubt die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie genügend Kita-Plätze bereitstellen zu können und sieht der Aufgabenstellung gefasst entgegen. „Es stehen in den kommenden Jahren rund 200 Millionen Euro dafür zu Verfügung. Zugleich werben wir um Fachkräfte und erweitern die Ausbildungskapazitäten, damit mehr Erzieher ausgebildet werden können“, erklärt Senatssprecherin Iris Brennberger.

Qualität auch wichtig

„Auch der Anteil an Kindern nicht-deutscher Herkunftssprache beziehungsweise die Frage, ob eine Kita in einem sozial benachteiligten Gebiet liegt, spielt bei der Personalausstattung eine Rolle“, so Brennberger. Auch für Senatorin Sandra Scheeres (SPD) sieht das Qualitätskriterium weiterhin im Mittelpunkt. „Kitas sind Bildungseinrichtungen, was gerade für Kinder mit schwierigen Ausgangsbedingungen wichtig ist. Zugleich ist es mir wichtig, dass Eltern Beruf und Familie vereinbaren können. Deshalb stellen wir so viel Geld wie noch nie für den Kita-Ausbau zur Verfügung“, sagt Scheeres. Ab dem 1. August 2018 wird die Betreuung der Allerjüngsten beitragsfrei sein. Seit August 2016 gilt dies für Kinder, die 2014 oder früher geboren sind. Zum ersten August 2017 entfallen die Zahlungen für den Jahrgang 2015.

Nils Michaelis / Ulf Teichert, Bild: imago/Andrey Kuzmin