Auch in diesem Jahr sind wieder Wasserbüffel im Tegeler Fließ als tierische Rasenmäher tätig.

Sie sind wieder da: Im dritten Jahr übernehmen Wasserbüffel das mühselige Werk, die Feuchtwiesen und Sträucher des Tegeler Fließ nördlich und südlich der Egidybrücke kurz zu halten. Die Tiere tun es gern, sind bis weit in den Herbst hinein auf ihrem Weideplatz unermüdlich am Fressen. Sie sind tierisch gute Rasenmäher – viel umweltfreundlicher, zudem weit kostengünstiger als die motorisierten Spezialmaschinen. Diese würden sich nur schwer durch das sumpfige Gelände quälen und die geschützten Biotope des Flora-Fauna-Habitats nachhaltig schädigen.

Nah dran

Bürgermeister Frank Balzer bei der Freilassung der Jungbüffel

Vor wenigen Tagen entließ Reinickendorfs Bürgermeister, Frank Balzer (CDU), sechs Jungbullen aus ihrem Transporter. „Aug in Aug“ mit dem Büffel – immer wieder ein schöner Termin für ihn: „Dieses Naturschutzprojekt ist ein enormer Gewinn für unseren Bezirk. Denn so können die selten gewordenen Feuchtwiesen mit ihrer Artenvielfalt erhalten werden. Garantiert Erholung pur in einer naturbelassenen Landschaft“, betonte er. Nachdem sich die gut behörnten Vierbeiner von den neugierig Versammelten ausgiebig kraulen ließen, steuerten sie sichtlich entspannt und zielstrebig ihrem Zuhause auf Zeit zu. Sie sind sozusagen der Vortrupp; auf dem anderen Weideplatz übernehmen weitere Tiere die nahrhaften Gründe im Fließtal.

Guten Appetit

Helmut Querhammer, Betreiber des Öko-Hofs „Döberitzer Heide Galloways“, freut sich, wie gut seine Wasserbüffel im Sommerquartier zurecht kommen. „Gut für die Tiere, interessant für die Menschen“, sagte er. Sein Hof in Potsdam/Neufahrland beherbergt etwa 100 Galloways und rund 50 Wasserbüffel. Sie grasen nicht nur im Tegeler Fließ, sondern auch auf Wiesen in Spandau und Rudow. Jeder Wiederkäuer vertilgt bis zu 50 Kilogramm täglich; am Ende der Saison hat er sein Gewicht dann auf bis zu 800 Kilogramm verdoppelt.

In diesem Jahr sind insgesamt zehn Büffel im Tegeler Fließ unterwegs. Eine Attraktion für zahlreiche Ausflügler, die extra zum, „Büffel-Gucken“ kommen; längst Normalität für die Anwohner. Selbst die Skeptiker haben sich inzwischen angefreundet mit den nützlichen Nachbarn und der Notwendigkeit eines Zaunes. Zur Akzeptanz tragen auch Schüler des Gabriele-von-Bülow-Gymnasiums bei, die sich in Leistungskursen intensiv mit dem Projekt beschäftigen und es im Internet publik machen. Auch auf ihren im Fließ angebrachten Tafeln ist zu erfahren, was die genügsamen, robusten Tiere leisten und wie sie „ticken“. Querhammer: „Sie sind nicht bösartig, aber kräftig. Ausflügler sollten ihnen nicht zu nah aufs Fell rücken.“ Deshalb ist das gesamte Gelände großflächig eingezäunt, Warnschilder untersagen das Betreten. Knapp 120.000 Euro – größtenteils aus dem EU-Agrarfonds – wurden dafür eingesetzt. Eine gute Investition für Tier und Mensch.

Jürgen Zweigert, Bilder: Rainer Jensen, Bezirksamt Reinickendorf