Pankow hat mit 17 seiner Schulen einen Klimavertrag abgeschlossen, um Energie zu sparen.
„Wir mussten ganz schön strampeln, bis das bisschen Wasser im Topf kochte. Total lahme Muskeln danach“ – Laura, Rico, Alicia, Bruno, Ander und Alina aus der Grundschule am Hohen Feld haben auf dem „Energie-Fahrrad“ am eigenen Leibe erfahren, wie schwer es ist, Energie zu erzeugen. Auf dem „Energiemanager-Camp“ vergangene Woche im Pankower Rathaussaal berichteten sie über ihr Experiment. Sie sind „die Energiemanager“ an ihrer Schule, wollen wissen, was geschieht und Verantwortung für ein besseres Klima übernehmen. „Ein wichtiger Lernprozess“, sagte Inga Jacobsen, Projektleiterin bei der Stratum GmbH und Betreuerin der Gruppe. „Wir müssen ja Energie nicht nur anders gewinnen, sondern auch lernen, weniger zu verbrauchen. Und damit kann man nicht früh genug anfangen.“
Effizienz steigern
„Köpfchen statt Kohle“ heißt das seit 2010 laufende Projekt, mit dem das Bezirksamt und die Stratum GmbH an 17 Pankower Schulen – und inzwischen auch an einer Lichtenberger – neue Ansätze mit dem Ziel erproben, die Energieeffizienz zu steigern. Stratum-Geschäftsführer Richard Häusler: „Es geht darum, Energielecks zu entdecken, die Heizungssteuerung zu optimieren, im Alltag ein energiebewusstes Verhalten zu verankern. Schön wäre es, wenn das Projekt fester Unterrichts-Bestandteil würde.“ Längst wurden Lösungen gefunden, die nun weiter Schule machen sollen. Beispielsweise übernehmen Schüler die Computerüberwachung zur Heizungsregelung, tüfteln an kleinen Solaranlagen oder werden zu Junior-Energieberatern ausgebildet, die künftig auch in privaten Haushalten auf Energie-Schwachstellen aufmerksam machen sollen.
Hoher Verbrauch
So unterschiedlich die einzelnen Projekte, so unterschiedlich auch die Erfahrungen. Unverständlich für die Schüler an vielen Schulen vor allem die Diskrepanz zwischen den Befehlen der Computersteuerung und den tatsächlichen Temperaturen in den Klassenzimmern. Beispiel Falkplatzschule: Obwohl sie im Vorjahr eine neue Fernwärmeheizung und dichte Fenster bekam, stieg der Verbrauch an Wärmeenergie heftig an. Da kann man den Glauben an die Technik schon verlieren. Die Schüler fragen: „Liegt das an der Umstellung auf Fernwärme? Wurde das Regelungssystem nicht angepasst?“ Sie wollen jetzt der Ursache auf den Grund gehen.
Neue Wege
„Keine graue Theorie, sondern lebendige Praxis. Ein tolles Projekt, das Spaß und begreifbar macht, wie Energieeinsparen und Klimaschutz funktionieren“, sagte Stadtrat Dr. Torsten Kühne (CDU) vor den Kindern, Jugendlichen und Pädagogen im Saal. „Unsere Schulen sind nicht perfekt, so manche marode. Gut zu wissen, warum und wohin Wärme entweicht – bleibt dran!“ Abschließendes Highlight war die Unterzeichnung eines „Klimavertrages“ durch Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke) mit allen Köpfchen statt Kohle-Schulen. „Damit bekräftigen wir, dass wir uns gemeinsam und dauerhaft noch stärker für den sparsamen Energieverbrauch einsetzen wollen. Kohle und Öl haben keine Zukunft. Wir müssen neue Wege gehen. Ihr seid mit euren Projekten und Experimenten auf dem richtigen Weg“, bekräftigte Benn.
Text & Bild: Jürgen Zweigert