Umweltbehörde untersagt endgültig Weiterbetrieb des beliebten Familienbades.
„Startklar!“ plakatieren die Berliner Bäderbetriebe (BBB) großformatig den Beginn der Badesaison 2017. Startklar? Nicht in Tegel: Das Strandbad am gleichnamigen See bleibt diesen Sommer wohl dicht; der Umweltsenat hat seinen Weiterbetrieb endgültig verboten. Bereits seit 2011 hangelt sich das beliebte Familienbad nur mit Sondererlaubnissen und Notöffnungen durch die Sommer. Der Grund: Es liegt in der Schutzzone des Wasserwerks Tegel und hier sind zweiwandige Abwasserleitungen zwingend vorgeschrieben. Doch das Bad verfügt nur über einwandige, zudem marode Abwasserleitungen – ein Gesundheit gefährdendes Risiko in einem Trinkwasserschutzgebiet.
Vorläufige Erlaubnis
„Wir hatten für 2016 nochmals die Zulassung unter der Auflage erteilt, dass die Bäderbetriebe nach Saisonende die Leitungen sanieren oder dauerhaft außer Betrieb nehmen. Das ist nicht geschehen. Deshalb gibt es keine Betriebserlaubnis mehr“, sagt Matthias Tang, Sprecher der Umweltbehörde des Senats. Durchaus nachvollziehbar, denn der Schutz der Bürger muss Vorrang haben.
Bad vergammelt
Nicht nachvollziehbar hingegen ist, warum das zuständige Innen- und Sportressort und die Bäderbetriebe das Strandbad so tatenlos und zielsicher vergammeln ließen. Klar – es geht ums Geld. Die BBB schieben einen gewaltigen Sanierungsstau von mehr als 90 Millionen Euro vor sich her; verfügen aber jährlich nur über etwa sechs Millionen für Sanierung und Instandhaltung. Die sind schnell weg; Priorität haben die Hallen- und Freibäder. Also immer und immer wieder kein Geld da für das Strandbad Tegel. Hier müssten rund 1,7 Millionen Euro her, um es baulich und umweltgerecht zu sanieren. Lediglich 1,7 Millionen! Ist das so unmöglich im wirtschaftlich boomenden Berlin? Allein im Vorjahr flossen mehr als eine Milliarde Steuergelder zusätzlich in die Kassen. „Das ist eine politische Frage. Wir nehmen keine Stellung dazu“, sagt BBB-Sprecher Matthias Oloew und verweist auf die verantwortlichen Senatsbehörden.
Tim-Christopher Zeelen (CDU), Mitglied des Abgeordnetenhauses, kämpft mit vielen Mitstreitern seit Jahren um den Erhalt des Bades.. „Der Senat muss endlich in die notwendige Sanierung investieren. Das Geld ist da“, fordert er.
Diskussionen folgen.. Kürzlich habe ihm Sportstaatssekretär Christian Gaebler zugesagt, dass sich der BBB-Aufsichtsrat auf seiner nächsten Sitzung mit dem Tegeler Strandbad beschäftigen wird. Es geht um die Optionen Sanierung, Verpachtung oder Verkauf.
„Potenzielle Investoren, darunter auch Sportvereine, haben angefragt. Sie wollen das Gelände übernehmen und entwickeln. Die Berliner Wasserbetriebe bieten ihr Know-how bei der Sanierung des Abwassersystems an“, sagt er. Senat und BBB müssten sich endlich bewegen: „Die Hängepartie muss ein Ende haben!“ Bis dahin schlägt er vor, das Strandbad mit temporären Dusch- und WC-Anlagen zu öffnen. So wäre die Badesaison gerettet und Zeit gewonnen für die notwendigen Bauarbeiten. Zeelen gibt nicht auf: „Ich erwarte, dass der Senat diesen Vorschlag ernsthaft prüft. Eine Schließung wäre die schlechteste Alternative!“
Jürgen Zweigert, Bilder: imago /Goetz Schleser