Am Tag der deutschen Einheit wird Sanierung der Staatsoper groß gefeiert.

Was der Alte Fritz konnte, können verantwortliche Berliner Politiker heutzutage schon lange. Am 7. Dezember vor 275 Jahren wollte der König endlich die Eröffnung seines Opernhauses feiern. Wohl wissend, dass das Ganze weit entfernt von jenem Zustand war, den man gemeinhin mit dem Wort „fertig“ umschreibt. Genau das ist jetzt auch geplant: Die Wiedereröffnung der Berliner Staatsoper soll am 3. Oktober mit einer Musiktheater-Premiere gefeiert werden: Zur Aufführung gebracht werden sollen die „Faust-Szenen“ von Robert Schumann, dirigiert von Daniel Barenboim und inszeniert von Intendant Jürgen Flimm, wie letzterer jetzt bekanntgab. Flimm war es auch, der aufgrund einer ausgeprägten „Terminänderungsphobie“ darauf gedrängt hat, am 3. Oktober loszulegen, um endlich aus der fortwährenden Schleife immer neuer Vertröstungen auszubrechen.

Vorbereitungszeit notwendig

Kultursenator Klaus Lederer, Bausenatorin Katrin Lompscher (beide Die Linke) und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher jedenfalls machten aus ihrer Freude keinen Hehl, endlich einen festen Eröffnungstermin präsentieren zu können. Keine Selbstverständlichkeit in Berlin. Und so soll die Staatsoper wieder ans Netz gehen: Die Fertigstellung des Gebäudes erfolgt per 1. August. Danach beginnt die Abnahme durch die Bauaufsicht, Mitte September Übergabe an die Intendanz. Nach ersten Erfahrungen mit Aufführungen solle in der Zeit nachjustiert und der Staatsoper die nötige Vorbereitungszeit für den Beginn des Regelbetriebs gegeben werden, hieß es. Ab dem 7. Dezember, pünktlich zum 275. Jubiläum des Opernhauses, soll die Staatsoper dann ihren regulären Spielbetrieb mit Premieren und Repertoire aufnehmen. Bis Jahresende sind zwei Premieren geplant, bis Mitte 2018 wahrscheinlich sieben weitere. Insgesamt sollen 20 Produktionen aus dem alten Haus und der zeitweiligen Spielstätte im Schillertheater an die neue Bühne angepasst werden.

Fulminanter Neustart

Vor allem für Jürgen Flimm endet jetzt eine sieben Jahre anhaltende Leidenszeit. Als er diesen Job Anfang 2010 übernahm, durfte er von einer dreijährigen Sanierungsphase ausgehen. „Mit ihm geht ein Kapitän an Bord, der das Schiff Staatsoper in guter Zusammenarbeit mit Generalmusikdirektor Daniel Barenboim sicher durch die gewiss nicht einfache Zeit der Sanierung steuern wird, um dann mit der Wiedereröffnung im Herbst 2013 einen fulminanten Neustart hinzulegen“, jubelte damals Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator, Klaus Wowereit.

Keine Verantwortung

Dass das Haus Unter den Linden vier Jahre später als geplant eröffnet wird, hat diverse Gründe. Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der die Ursachen für die Verzögerungen und die um 160 Millionen Euro gestiegenen Gesamtkosten klären sollte, wollte keiner der politisch Beteiligten die Verantwortung übernehmen. Immerhin konnte sich darüber verständigt werden, bei kommenden Bauvorhaben den Zustand der Gemäuer vor Beginn der Arbeiten genauestens zu analysieren. Im Falle der Staatsoper wäre festgestellt worden, dass sie auf sumpfigem Untergrund begründet worden war und das Mauerwerk maroder gewesen ist als angenommen.

Schwarzes Kapitel

Kein Wunder also, dass es vor allem von Seiten der Opposition Kritik hagelte. Der CDU-Kulturexperte Robbin Juhnke nannte es eine Augenwischerei, dass nach der Eröffnung gleich eine Spielpause vorgesehen sei. „Die Verantwortlichen im Berliner Senat legen offenbar mehr Wert auf ‚bella figura‘ als auf Ernsthaftigkeit.“ Der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Dr. Hans-Joachim Berg, erklärte in einer Mitteilung, das gesamte Bauvorhaben mit seinen ständigen Verzögerungen und Verteuerungen sei „ein weiteres schwarzes Kapitel im stetig dicker werdenden Buch Berliner Bauskandale“. Die Verteuerung hätten ausschließlich die Berliner Steuerzahler zu tragen, kritisierte er.

Ulf Teichert, Bild: dpa